Wolken über dem Arktischen Ozean. Ende August wird die Wolkenbildung in der Region offenbar von Iodsäure verstärkt.

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Lausanne – Nicht nur Treibhausgase, auch Wolken haben einen Einfluss auf die Klimaerwärmung. Je mehr Partikel in der Atmosphäre schweben, an denen Wassertröpfchen anhaften können, desto umfangreicher ist die Wolkenbildung. Ein internationales Forscherteam hat nun einen neuen Treiber für die Bildung von Aerosolpartikel in der Arktis identifiziert: Iodsäure. Die winzigen Partikel dienen bei der Wolkenbildung als Kondensationskeime für die Wassertröpfen.

Julia Schmale, Atmosphärenforscherin am Schweizer Paul Scherrer Institut (PSI) fahndete im Jahr 2018 gemeinsam mit Kollegen an Bord des schwedischen Eisbrechers "Oden" in der Nähe des Nordpols nach solchen Aerosolen. Sie wollten verstehen, wie die Partikel in der arktischen Atmosphäre entstehen.

Ende August steigt die Iodsäurekonzentration

Dabei stieß das Team auf eine bisher in dieser Region noch nie beobachtete chemische Verbindung: Iodsäure. Zwischen Spätsommer und Frühherbst löst sie die Bildung neuer Aerosole aus, wie die Forscher im Fachmagazin "Nature Communications" berichten.

"Am Ende des Sommers gibt es in der Arktis weniger Eis, viel offenes Wasser und die Konzentration von Iodsäure ist zu diesem Zeitpunkt sehr niedrig", sagte Schmale laut einer Mitteilung der Technischen Hochschule in Lausanne (EPFL). "Gegen Ende August sinkt die Temperatur und das Wasser beginnt wieder zu gefrieren". Dann steige die Iodsäurekonzentration stark an, was die Bildung von neuen Aerosolpartikeln antreibe.

Schnellere Erwärmung der Arktis

Die Ergebnisse geben laut den Forschenden einen besseren Einblick in die Rolle biogeochemischer Prozesse für die Wolkenbildung über dem arktischen Packeis. Möglicherweise ließe sich damit auch die Erwärmung der Arktis besser verstehen. Diese heizt sich etwa zwei- bis dreimal schneller auf als der Rest des Planeten. (red, APA, 7.10.2020)