Der positive Corona-Test von US-Präsident Donald Trump macht Investoren an den Börsen weltweit zurückhaltend.

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Wien/Frankfurt – Der positive Corona-Test von US-Präsident Donald Trump sorgt weltweit für Nervosität an den Finanzmärkten. In Japan ging der 225 Werte umfassende Leitindex Nikkei um 0,7 Prozent schwächer bei 23.029,90 Punkten aus dem Handel. Die europäischen Futures lagen durch die Bank im Minus, ebenso die Indices wie der deutsche Aktienindex Dax, der Anfang 1,3 Prozent nachgegeben hatte, sich innerhalb der ersten Handelsstunde aber wieder erholte.

Auch der Future auf den US-Leitindex Dow Jones Industrial Average halbierte seine anfänglichen Verluste von über 400 Punkten auf ein Minus von 1,0 Prozent.

Infektion zur Unzeit

Zuvor hatte Trump via Twitter mitgeteilt, dass er seine Ehefrau Melania positiv auf den Covid-19 getestet wurden. Die Infektion kommt für den US-Präsidenten "zu einer denkbar ungünstigen Zeit", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. An den Märkten könnte es turbulent werden, wenn Trump einen schweren Krankheitsverlauf durchmache. "Die ohnehin bestehenden Unsicherheiten würden dann nochmals zunehmen." Ein leichter Krankheitsverlauf könnte Trump hingegen helfen und die Zustimmung in der Bevölkerung erhöhen, sagte Yako Sera, Marktstratege bei der Sumitomo Mitsui Trust Bank in Tokio. Eine Behinderung im Wahlkampf stellt die Infektion jedenfalls dar. Denn die Zeit vor der Wahl wird knapp.

Geld in Sicherheit

In der Folge brachten manche Anleger ihr Geld in Sicherheit. Der Dollar war als sicherer Hafen gefragt und legte zu einem Währungskorb in der Spitze 0,3 Prozent zu. Der Euro gab im Gegenzug bis zu 0,5 Prozent nach, grenzte seine Verluste aber wieder ein. Staatsanleihen legten zu, ihre Rendite fiel auf minus 0,551 Prozent. Auch der Goldpreis drehte nach anfänglichen Verlusten im asiatischen Handel ins Plus und lag 0,6 Prozent höher bei 1916,76 Dollar je Feinunze.

Ölpreis gab nach

Am Rohstoffmarkt gab der Ölpreis nach. Ein Barrel leichtes US-Öl verbilligte sich um 3,9 Prozent auf 37,22 Dollar, Nordseeöl der Sorte Brent kostete mit 39,40 Dollar 3,7 Prozent weniger. Der Ölpreis steuert damit auf ein Wochenminus von sechs Prozent in den USA beziehungsweise sieben Prozent bei Brent zu, das ist der zweite Wochenrückgang in Folge. In der Folge kamen Öl-Aktien wie BP, Dutch und Total unter Druck.

Sollte Trumps demokratischer Rivale Joe Biden die US-Wahl gewinnen, könnte der Iran womöglich wieder mehr Öl auf den Markt bringen, weil Biden zum Atomabkommen mit dem Iran stehe, sagte SEB-Rohstoffexperte Bjarne Schieldrop. Seit Jahresauftakt haben Aktien der Ölkonzerne gut die Hälfte an Wert eingebüßt.

Eine Frage der Konjunktur

Neben dem Positiv-Test des US-Präsidenten trübte der Stillstand in den Verhandlungen über ein weiteres Konjunkturpaket in den USA die Stimmung. "Öl bleibt die schwächste Glied in den Corona-Schlagzeilen, weil der positive Test Trumps zeigt, dass wirklich jeder für das Virus anfällig ist", sagte Stephen Innes, Marktstratege beim Brokerhaus AXI. Nun werde es wahrscheinlicher, dass Biden die Wahl gewinne.

Finanzmärkte tendieren zu Republikanern

"Wenn Trump nicht ernsthaft erkrankt, könnte ihm das sogar zum Vorteil gereichen, ähnlich wie dem brasilianischen Präsidenten Bolsonaro", hält Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank, dagegen. "Sollte er dagegen starke Symptome entwickeln, müsste er seinen Wahlkampf unterbrechen, und seine Gegner würden ihm noch mehr vorwerfen, dass er das Virus verharmlost habe."

Finanzmärkte neigen üblicherweise dazu, einen Wahlsieg der Republikaner positiv zu bewerten, weil sie in diesem Fall auf niedrigere Steuern und weniger Regulierung hoffen. Bei einem Wahlsieg des Demokraten Joe Biden werden dagegen höhere Steuern erwartet, was negativ eingeschätzt werden dürfte. Zugleich allerdings wird damit gerechnet, dass Biden die Ausgaben für die Infrastruktur steigert. "Je nach Wahlsieger dürften zwar unterschiedliche Unternehmen profitieren, in der Summe sehen wir aber kaum größere Unterschiede bei den Marktauswirkungen", konstatierten die Experten der Commerzbank. "Wichtig wäre aus Sicht der Märkte, dass der Sieger rasch feststeht." (red, Reuters, dpa, 2.10.2020)