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Google denkt bei Gmail um.

Foto: Patrick Semansky / AP

Für die einen sind es sinnvolle Zusatzfunktion, die Gmail erst zu dem machen, was es eigentlich ist, für die anderen ein unzulässiger Eingriff in ihre Privatsphäre: Die Integration von Googles Mail-Service mit anderen Diensten des Unternehmen sorgt immer wieder für angeregte Diskussionen. Nun scheint Google einer lange gehegten Forderung von Privacy-Verfechtern nachzukommen.

Analyse

In Zukunft soll der Datenaustausch mit anderen Google-Services optional werden. Dies lässt sich aus einer Analyse der aktuellsten Ausgabe der Android-Gmail-App herauslesen, die XDA Developers vorgenommen hat. Dieser "Teardown" offenbart dabei eindeutige, bisher aber noch nicht genutzte Codestellen. Dabei handelt es sich um Dialoge, mit denen die Erlaubnis der Nutzer für die Integration mit anderen Diensten eingeholt werden soll. Konkret geht es um so Dinge wie die Anzeige von per Mail erhaltenen Restaurantreservierungen in Google Maps oder auch die Auflistung aktueller Einkäufe in Google Pay.

Smarte Features

Parallel dazu sollen aber auch die smarten Features innerhalb von Gmail selbst optional werden. Der Code der App verweist etwa auf die Möglichkeit, Features wie "Smart Compose", mit dem Textvorschläge beim Tippen präsentiert werden, oder auch die Kurzauswertungen für Reisen und Bestellungen zu deaktivieren. Auch die automatische Sortierung der Mails in unterschiedliche Bereich zählt zu diesen Features. Zumindest ein Teil dieser Funktionen soll ebenfalls erst nach einer expliziten Bestätigung der User weiter vorhanden sein.

All das – also auch der Austauch mit anderen Google-Diensten – soll dabei nicht nur für neue User gelten. Im Code finden sich auch Hinweise darauf, dass der Softwarehersteller all diese Integrationen Ende des Jahres automatisch bei allen Nutzern deaktivieren will – so sie nicht vorher noch einmal explizit zustimmen.

Bisher holt Google die Erlaubnis für den Datenaustausch zwischen all diesen Diensten automatisch beim Anlegen des Kontos ein. All das jetzt optional zu machen – und noch dazu von Haus zu deaktivieren – wäre also eine deutliche Kurskorrektur, die durchaus auch mit dem wachsenden Druck durch Kartellbehörden zu tun haben könnte. Bleibt abzuwarten, ob dies auf Gmail beschränkt bleibt, oder ob Google auch sein anderen Services entflechten will.

Disclaimer

Wie immer bei solchen Codeanalysen gilt: Solange Google die entsprechende Änderung nicht offiziell ankündigt, ist sie auch nicht fix. Es könnte also durchaus noch sein, dass man noch einen Rückzieher macht. Und auch den durch die Analyse nahe gelegten Zeitrahmen sollte man besser noch mit Vorsicht genießen. Aber angesichts dessen, wie detaillierte die Optionen hier bereits gelistet sind, lässt sich vermuten, dass man durchaus ernsthaft an der entsprechenden Änderung arbeitet. (Andreas Proschofsky, 2.10.2020)