Menschen von Masken zu befreien war dem Arzt in den letzten Monaten ein Anliegen. Davor beschäftigte er sich auch mit dem "Göttlichen" in der Gesellschaft.

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Der bisher in Bad Aussee praktizierende, aus Wien stammende Arzt Peer Eifler darf bis auf weiteres keine Patienten mehr behandeln. Bei der Ärztekammer läuft gegen den Arzt für psychosomatische und psychotherapeutische Allgemeinmedizin und Arbeitsmedizin ein Disziplinarverfahren – ein Berufsverbot wurde dem Mann aber mit sofortiger Wirkung erteilt.

Eifler suchte seit Jahren immer wieder die Öffentlichkeit, ganz besonders seit Ausbruch der Corona-Pandemie. In einer Radiosendung auf Ö1 sagte der Arzt zum Mund-Nasen-Schutz: "Diese Maske ist psychisch extrem traumatisierend, gesundheitsschädlich. Das, was hier passiert, ist ein Verbrechen, das ist böse." Er stellte daher Menschen, die keine Masken tragen wollen, online medizinische Atteste aus und pries dies auch öffentlich auf Facebook an.

Sammelklage gegen "Maskenwahnsinn"

Eigenen Aussagen zufolge hat er mehrere Hundert solcher "Befreiungsatteste" ausgestellt. Auch auf Youtube trat er regelmäßig gegen die Maskenpflicht auf und rief zu einer Sammelklage beim Verfassungsgericht gegen den "Maskenwahnsinn" auf. Auch auf Demonstrationen von Corona-Skeptikern, an denen auch Rechtsextreme teilnahmen, trat er auf.

Am Donnerstag schaltete sich auch die Staatsanwaltschaft Leoben ein. Es kam zu einer Hausdurchsuchung bei dem Arzt. "Der Beschuldigte verhielt sich nicht kooperativ und machte von seinem Recht Gebrauch, die Aussage zu verweigern", sagt Staatsanwaltschaftssprecher Andreas Riedler dem STANDARD.

Verdacht auf Fälschung von Beweismitteln

Auch wenn sich Eifler in der Öffentlichkeit als Opfer darstellt, weil er Masken kritisiere, sind die Gründe der Ermittlungen andere, nämlich der Verdacht auf Fälschung eines Beweismittels (Paragraf 293 StGB), basierend auf Paragraf 55 im Ärztegesetz. Letzteres besagt: "Ein Arzt darf ärztliche Zeugnisse nur nach gewissenhafter ärztlicher Untersuchung und nach genauer Erhebung der im Zeugnis zu bestätigenden Tatsachen nach seinem besten Wissen und Gewissen ausstellen." Mit den Zeugnissen sind im Gesetzestext Atteste gemeint.

Bei der Staatsanwaltschaft waren polizeiliche Anzeigen und eine Anzeige der Ärztekammer eingegangen. Im Netz bot Eifler auch ihm völlig fremden Menschen Atteste ohne jegliche Untersuchung für 20 Euro an.

Der Anwalt des Arztes, Gerold Beneder, sieht keine Schuld bei seinem Mandanten und will beim Landesverwaltungsgericht gegen das Berufsverbot berufen. "Auch wegen rechtlicher Verfahrensmängel", wie Beneder dem STANDARD erklärt. Wie viele Atteste sein Mandant ausgestellt habe, will der Anwalt nicht beantworten. Er beruft sich auf die Verschwiegenheitspflicht, hat aber Tipps für den STANDARD parat: Dieser solle nicht wie "alle anderen Altmedien Dr. Eifler verheizen, sondern schreiben, was er sich denkt und dass er Gutes tut". Eifler selbst war für den STANDARD nicht erreichbar.

Blaue Schützenhilfe

Schützenhilfe erhält Eifler von der FPÖ, deren Justizsprecher im Parlament, Harald Stefan, in einer Aussendung von einer "eigenartige Hausdurchsuchung" schreibt und in den Raum stellt, die Polizei habe kritische Korrespondenzen des Arztes beschlagnahmen wollen, weswegen für den blauen Politiker "höchster Alarmzustand für die Wahrung von Demokratie und Rechtsstaat" bestehe.

In einer christliche Fernsehsendung im Schweizer Fernsehen erzählte Eifler selbst vor fünf Jahren, wie er zum "Guru" wurde und einige Jahre in einer Jurte lebte. In einem solchen Nomadenzelt fand auch das Interview statt. Darin erzählt Eifler, wie er mit "körperloser Energie" zu arbeiten begonnen habe und dass er lange in China und Indien gewesen sei, In Tibet sei er von einem ihm Unbekannten "in die letzten acht-, neunhundert Jahre meines Erdenlebens initiiert" worden und habe so den "Auftrag" bekommen, als "einer von ganz wenigen dieses Erwachen unserer Göttlichkeit als Gesellschaft" mitzugestalten.

Guru ohne Vertrauen in Gerichtsbarkeit

Er sei "wie eine Mischung aus Franz von Assisi und Buddha gewesen", so der Mediziner weiter. Auch sonst war er viel unterwegs: "Ich wurde Kahuna in Hawaii, ich wurde Schamane der Red Nations."

Vor all diesen Reisen sei seine Beziehung zerbrochen – aufgrund der "Selbstverwirklichungstendenz der Frau", wie sich Eifler in dem Video erinnert. Dann habe er "das Vertrauen in Gerichtsbarkeit und all diese Dinge verloren". (Colette M. Schmidt, 2.10.2020)