Der deutsche Softwarekonzern SAP erweitert mit der Übernahme der Wiener Firma Emarsys eMarketing Systems sein Geschäft mit Produkten zur Kundenbindung. Die Wiener Firma ist ein Anbieter entsprechender Lösungen in der Cloud. "In der Corona-Krise ist die Kommunikation mit Verbrauchern und Kunden zur Priorität Nummer eins von Marken geworden", sagte Bob Stutz, Präsident von SAP Customer Experience, in einer Aussendung. Emarsys biete die Möglichkeit, individuell über verschiedene Kanäle mit Kunden zu interagieren. Über den Kaufpreis und die finanziellen Rahmenbedingungen der Akquisition wurden keine Angaben gemacht.

Läuft alles plangemäß, wird der Softwareriese SAP das Wiener Unternehmen Emarsys noch im vierten Quartal übernehmen.
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Das österreichische Unternehmen beschäftigt 800 Mitarbeiter an 13 Standorten weltweit. Zu den etwa 1500 internationalen Kunden des Unternehmens zählen unter anderem Puma, Sky oder Bugatti. Laut Firmencompass schrieb die Emarsys-Gruppe im Geschäftsjahr 2018 bei 81,7 Millionen Umsatz allerdings rote Zahlen: Vor Steuern war ein Verlust von fast 13,5 Millionen Euro angefallen. Die Transaktion soll – die Zustimmung der Aufsichtsbehörden vorausgesetzt – im vierten Quartal über die Bühne gehen.

Emarsys wurde vom Aufsichtsratsvorsitzenden Josef Ahorner, Chief Innovation Officer Daniel Harari und Hagai Hartman in Wien gegründet, die Ersteintragung in den Firmencompass erfolgte im August 2000. Bis zum Abschluss des SAP-Deals hält Ahorner mit 63 Prozent die Mehrheit an Emarsys, knapp 26 Prozent besitzt der kalifornische Risikokapitalgeber Vector Capital.

Kombiniert mit Qualtrics

Für eine Anfrage, wie die Zusammenarbeit beider Übernehmen in Zukunft laufen soll, war bei Emarsys am Freitagnachmittag niemand erreichbar. Nur so viel hatte SAP-Chef Christian Klein bereits per Aussendung angekündigt: Emarsys soll auch mit den Anwendungen von Qualtrics kombiniert werden.

Der deutsche Softwarekonzern hatte das US-Unternehmen vor zwei Jahren um etwa acht Milliarden Dollar übernommen. Qualtrics bietet Software an, mit der Organisationen Feedback und Daten von Kunden und Mitarbeitern einsammeln können, um diese in Echtzeit zu analysieren und weiterzuverarbeiten. Ende Juli hatte SAP angekündigt, Qualtrix an die Börse bringen zu wollen. Die Mehrheit will der deutsche Softwarekonzern auch danach behalten. (aha, Reuters, 2.10.2020)