Bei einem Parcours durch Kärntner Tourismus- und Politikklischeebilder darf auch das Skifahren nicht fehlen: "Servus Srečno Kärntenpark" im Stadttheater Klagenfurt.
Foto: Karlheinz Fessl

Die eingeplanten Laienschauspieler sind wegen lokaler Festveranstaltungen ferngeblieben, das siebenköpfige Rumpfensemble muss mit Doppel- und Dreifachrollen leben. Alle Zulagen sind aus Kostengründen ebenso gestrichen wie die Nachbildung der Unfallstelle Jörg Haiders mit brennenden Kerzen auf der Bühne des Klagenfurter Stadttheaters. Mit einem gehörigen Schuss Ironie unterzieht man sich dort der Pflicht, einen theatralischen Beitrag zur Zentenarfeier der Volksabstimmung zu liefern. Im Theaterprojekt Servus Srečno Kärntenpark parodiert der vollschlanke Wojo van Brouwer einen Jüngling vom Magdalensberg, der in atemberaubender Teichoskopie die Himmelfahrt des ehemaligen Landeshauptmanns verkündet. Sonnenfinsternis.

Endlich ohne Hatschek

Und überhaupt: Seit der Beilegung des Ortstafelstreits ist Kärnten eigentlich gar nicht mehr Kärnten. Da werden am 10. Oktober keine selbstgebastelten Fähnchen mehr geschwungen, statt Laibach sagt alles nur mehr Ljubljana – da kann man gleich bei sich daheim eine eigene Gedenkveranstaltung begehen. Dort aber richtig! Ohne die lästigen Hatscheks. Ohne dass jede Ansprache doppelt so lang dauert, weil sie ins Slowenische übersetzt wird. Also braun, sei es im Kärntneranzug, sei es im Solarium. Wer nicht braun ist, ist kein rechter Kärntner, erfährt man in der von der lokalen Regiegröße Bernd Liepold-Mosser ersonnenen Revue.

Sie dauert eineinhalb Stunden und ist in einem Erlebniscenter eingerichtet, mit Solarium und Schwimmbecken und vor allem mit Kassa. Denn das Kassieren, auch dasjenige der nachmals fußgefesselten Manager der Hypo Alpe Adria, ist ein Markenzeichen des Landes, das man als Tourist besser nicht betritt, ohne sogleich auszurufen: "Wie schön ist es hier!" In Wien kann man ja gar nicht an Kärnten denken, ohne auch gleich an Urlaub zu denken. Na ja, das hat der ehemalige Finanzminister Hans Jörg Schelling vielleicht differenzierter gesehen.

Es geht um lustig. Alles in Kärnten geht um lustig. Und wenn in Klagenfurt versichert wird, dass man nicht auf Villacher Fasching macht, hat das nur mit der Rivalität der beiden Städte zu tun.

Sportlich und nationalistisch

Das in den letzten Jahren staatsgefährdende wirtschaftliche Abwärts des südlichsten Bundeslandes fängt Karla Fehlenbergs Ausstattung in einer großen Rutschbahn in den Kärntner Farben ein. Da toben sich Magda Kropiunig, Petra Morzé, Katharina Schmölzer und Katarina Hartmann komödiantisch aus. Auch Markus Achatz turnt herum – Kärnten steht schließlich unverbrüchlich für Leibesertüchtigung, soll heißen: für sportlichen Erfolg.

Alexander Ebeert hat in der Funktion des Festaktgestalters jede Menge zu tun, bis sich alles in allgemeinem Vergessen auflöst. Denn da und dort hat da schon der deutschnationalistische Albtraum hervorgelugt, der das vorige Jahrhundert überhaupt und Kärnten so besonders heimgesucht hat. Dazu wird im Programmheft von Hans Mrak der Heimatdienstprotagonist und Oberabwehrkämpfer Hans Steinacher zitiert.

Er begründete die Entscheidung für "Kärnten" als Kampfruf damit, dass man – es war 1919/20 – "Deutschland nicht rufen durfte und Österreich nicht rufen wollte". (Michael Cerha, 3.10.2020)