Forscher aus Peking (hier die Skyline des Wirtschaftsbezirks) haben gemessen an der Anzahl der Toppublikationen ihren Kollegen in New York und Boston den Rang abgelaufen.

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Es gibt viele verschiedene Indikatoren, nach denen sich die Forschungsleistung einer Stadt messen lässt: die Konzentration von exzellenten Forschungseinrichtungen, die Fähigkeit, weltweit Talente anzuziehen, oder die Höhe der Forschungsausgaben. Das Wissenschaftsmagazin "Nature" hat für sein neues Ranking eine andere, leichter zugängliche Messgröße verwendet: die Zahl der Publikationen in 82 führenden Fachjournalen quer durch alle Disziplinen.

Alle Daten zu diesen Journalen werden im "Nature Index" gesammelt, der Datenbank von "Nature". Eine Auswertung nach Städten hat nun ergeben, dass Peking im "Nature Index" am besten vertreten ist. Danach folgen die US-Städte New York, Boston und San Francisco (jeweils samt Umland). Auf Rang fünf liegt Shanghai. Wien kommt in dem Ranking von 200 Städten auf Platz 49.

Anzahl und Anteil der Autoren

Die Rangliste verwendet zwei Kenngrößen: Einerseits wird die Anzahl der Publikationen gezählt, bei denen mindestens ein Autor aus der betreffenden Stadt stammt. Andererseits wird der Anteil der Autorenschaft an jeder Publikation berücksichtigt. Dabei hat jede Arbeit einen Gesamtanteil von eins, der unter allen Autoren unter der Annahme aufgeteilt wird, dass jeder gleich viel dazu beigetragen hat. In beiden Werten liegt Peking deutlich vor New York, etwa bei der Zahl der Publikationen mit 6.018 gegenüber 4.894.

Pekings zentrale Stellung in Chinas Wissenschaft sei "das Ergebnis der kommunistischen Zentralplanung: eine bewusste Konzentration von Geldern, Institutionen, Forschern und Einrichtungen", heißt es in der Auswertung. Als Top-Institutionen in der chinesischen Hauptstadt gelten die Universität Peking, die Universität Tsinghua sowie die Universität der chinesischen Akademie der Wissenschaften.

Produktive Städtepartnerschaften

In den vier ausgewerteten Wissenschaftsfeldern liegt Peking in Physik, Chemie sowie Erd- und Umweltwissenschaften jeweils an erster Stelle, nur in den Lebenswissenschaften führen US-Städte. Bemerkenswert ist auch die innerchinesische Zusammenarbeit zwischen Peking und Shanghai. Es sei dies die "produktivste Städtepartnerschaft im Index", die Punktezahl der bilateralen Zusammenarbeit der beiden Städte, also die Summe ihrer Anteile an gemeinsamen Artikeln, liege um mehr als 50 Prozent höher beim zweitproduktivsten Städtepaar New York (z.B. Yale, Columbia, Princeton) und Boston (z.B. Harvard, MIT, Boston University).

Sieben US-Städte unter Top-20

Unter den Top-20-Städten finden sich sieben aus den USA und sechs aus China. Beste europäische Städte in dem Ranking sind Paris auf Rang 9 und London auf Platz 14. Im deutschsprachigen Raum liegt Zürich (16) vor Berlin (22) und München (23).Wien kommt auf Platz 49 – mit rund halb so vielen Publikationen (781) wie etwa Zürich (1.491).

Dabei zeigt sich die Bedeutung der Lebenswissenschaften für Wien: In der Wertung dieses Wissenschaftsfelds liegt Wien auf Rang 35, in den anderen Bereichen (Physik, Chemie, Erd- und Umweltwissenschaften) schafft es die österreichische Hauptstadt nicht unter die besten 50. (red/APA, 2.10.2020)