Reden über Wien: Am Samstag, den 3. Oktober, haben sich hunderte Wienerinnen und Wiener zur Diskussion zusammengefunden. Gesprochen wurde über Schulen, Verkehr, Umwelt und Klima, Integration, die Stadtpolitik – und das alles dominierende Thema Corona.

Fast 200 Pärchen haben sich auf das Experiment eingelassen, sich mit jemandem über Politik und Gesellschaft zu unterhalten, obwohl sie in manchen Punkten vielleicht unterschiedlicher Meinung sind. Aber genau das ist das Spannende: Was trennt die Wienerinnen und Wiener, und was eint sie?

Wie es den Gesprächspartnern bei "Wien spricht" ergangen ist, welche Themen besprochen wurden und welche Erkenntnisse sie daraus gezogen haben, erzählen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in ihren persönlichen Feedbacks. Eine Auswahl der ersten Erfahrungsberichte sehen Sie in der folgenden Ansichtssache. (ugc, 3.10.2020)

Peter Zelnik und Ivo Hufnagel haben sich besonders intensiv mit Corona und einem möglichen nächsten Lockdown auseinandergesetzt – und was das für junge Menschen bedeuten würde.

Besonders beeindruckt hat Zelnik der Punkt von Hufnagel, dass Menschen, "die schon viele Jahre legal bei uns leben und aus verschiedensten Gründen keine Österreicher sind (und auch nicht sein wollen), das Bedürfnis haben, auf Gemeindeebene mitbestimmen zu dürfen."

Was haben die beiden aus ihrem Gespräch gelernt? "Dass wir uns in kaum einer Frage wirklich völlig uneinig waren."

Foto: Peter Zelnik

Cornelia Roider-Kubat und Gerald Gamauf haben aus ihrem Gespräch mitgenommen, "dass man sich generationenübergreifend vernetzen sollte und Mentoring von lebenserfahrenen Menschen in Anspruch nehmen kann." Außerdem hat Roider-Kubat gemerkt, dass man politisch tolerant wird, wenn man seine Interessen im Leben breit aufstellt.

Foto: Cornelia Roider-Kubat

Über Staatsbürgerschaft und Wahlrecht haben sich Heidemarie Zimmermann und Daniel Geeoldinger unterhalten.

Geeoldinger meint, dass die beiden Faktoren gekoppelt gehören, während Zimmermann der Meinung ist, dass "jemand, der drei Jahre in Wien lebt, auch wählen gehen darf".

In Sachen Aufteilung des öffentlichen Raums haben Zimmermann die Argumente ihres Gegenübers überzeugt: "Wie eine Stadt mit optimiertem öffentlichen Verkehr gewinnen würde. Wie viel mehr öffentlicher Raum den Menschen zur Verfügung stehen würde (und nicht von 'Stehzeugen' – im Gegensatz zu Fahrzeugen) blockiert wäre."

Gelernt haben die beiden aus dem Gespräch, dass "beide aus den Bundesländern (Oberösterreich und Kärnten) nach Wien 'geflüchtet' sind und wir uns (wohl wie so viele Zuwanderer), ein besseres Leben erhofften."

Foto: Heidemarie Zimmermann

Stefano Mahlberg traf sich mit Melissa Lumbroso. Im Zentrum ihrer Diskussion stand das Thema Bildung. "Nachdem ich bereits Jahre aus dem Schulbetrieb raus bin, habe ich von meiner Gesprächspartnerin Einblicke erhalten, wie das Schulsystem gegenwärtig funktioniert und welche Unterschiede für gleichaltrige Klassen in der selben Schule gelten, welche Zukunftsperspektiven sich ihnen bieten werden und welche Rollen in der Gesellschaft sie werden einnehmen können. Quasi auf welchen Schienen sie jetzt bereits aufgegleist werden, mit wenigen Weichen auf andere Gleise im Laufe ihres Lebens."

Foto: Stefano Mahlberg

Die Idee, in Wien ein Fahrradweg-System nach Münchner Vorbild zu etablieren, war für Vladimir Alic besonders überzeugend. Sein Gesprächspartner Hubert Siegel warf diese Idee in die Diskussionsrunde.

Foto: Vladimir Alic

"Wir haben eigentlich nur Themen besprochen, die mich ständig beschäftigen und mich zum Nachdenken bringen", schreibt Doris Mayer über ihr Treffen mit Gerda Fras.

Die zwei haben nicht wirklich diskutiert, "aber die Frage, ob das Schulsystem in Österreich ein gutes ist, würde ich jetzt absolut verneinen. Davor habe ich eher zu 'ich weiß nicht' tendiert."

Foto: Doris Mayer