Wer das Aussehen seines Startbildschirms auf einem Android-Handy ändern will, hat es relativ leicht. Viele Hersteller unterstützen mit ihren Android-Adaptionen das Erstellen sogenannter Themes, die das Aussehen des Systems in vielen Belangen ändern können. Einer dieser Aspekte sind die App-Icons, die sich auf verschiedene Art anzeigen oder überhaupt komplett mit anderen Symbolen ersetzen lassen.

Apple hingegen hat den Nutzern von iPhones lange nur sehr wenig Spielraum für die Individualisierung ihrer Homescreens eingeräumt. Das hat sich nun mit dem Release von iOS 14 geändert. Dieses bietet nicht nur Widgets, sondern ermöglicht Usern auch, App-Icons anzupassen. Die Methode ist allerdings mehr ein Workaround, denn ein gewolltes Feature seitens Apple. Dennoch wird sie bereits von vielen genutzt. Und ein britischer Designer verdiente sich mit einem sehr nachgefragten Set an App-Symbolen in einer Woche rund 85.000 Euro, berichtet die BBC.

Umweg über Actions

Der Weg zur Anzeige beliebiger Icons führt über die Actions-App. Dort kann man im Prinzip eine Aktion programmieren, die nichts anderes tut, als ein bestimmtes Programm zu starten. Und da sich für solche Aktionen eigene Symbole festlegen lassen, kann man diese einfach am Homescreen verwenden und stattdessen das eigentliche Icon in einem Ordner oder dem neuen Appdrawer verstecken.

Für den Künstler aus San Francisco, der online als "Traf" bekannt ist, ist es nicht das erste Werk für die Anpassung von Apple-Handys. Bereits 2013, als iOS noch relativ einfach per Jailbreak "geknackt" und angepasst werden konnte, entwarf er eigene Icon-Sets, die er dann verkaufte. Doch die Einnahmen waren deutlich geringer, war das Jailbreaken doch stets eine Aktivität einer relativ kleinen Anzahl an experimentierfreudigen Nutzern. Die erste Sammlung, so schätzt er heute, dürfte ihm insgesamt 17 Dollar eingebracht haben, was ihn damals aber dennoch mit Stolz erfüllte.

Apple hat iOS mittlerweile auch sicherheitstechnisch so stark aufgerüstet, dass nur noch selten eine einfach durchzuführende Jailbreak-Methode gefunden wird, die dann ohnehin meist ein oder zwei Patches später nicht mehr funktioniert. Nun ist das für die Icon-Anpassung nicht mehr notwendig und der Weg über das Actions-System steht prinzipiell jedem Nutzer eines iOS-14-Handys offen.

Foto: Traf

Ansturm nach Video von bekanntem Youtuber

Traf hatte anlässlich einer Diskussion über die neue Anpassungsmöglichkeit einen Screenshot seines auch von ihm selbst verwendeten Icon-Sets auf Twitter gepostet. Und er erntete schnell enthusiastische Reaktionen. Es sei sehr "sauber", "raffiniert" und ästhetisch ansprechend, lobten zahlreiche Leute, von denen viele auch den Wunsch äußerten, die Symbole selber verwenden zu können.

Also schnürte Traf die Icons in ein digitales Paket und bot es für umgerechnet rund 24 Euro zum Kauf an. Den Preis legte er, wie er in einem Blogeintrag erklärt, nach Gefühl fest, zumal es bislang keinen Standard für Iconsets für iOS gibt.

Marques Brownlee

Alleine innerhalb der ersten sechs Tage erzielte er über 3600 Verkäufe, was ihm – vor Steuern – einen Erlös von 85.000 Euro einbrachte. Einen guten Teil des Interesses hat der dem Tech-Youtuber Marques "MKBHD" Brownlee zu verdanken, der den Symbolsatz auf seinem Kanal mit über 12 Millionen Abonnenten im Rahmen eines Videos zu Homescreen-Anpassungen auf iOS 14 vorstellte. Seitdem ebbte der Ansturm zwar etwas ab, insgesamt liegt der Designer aber mittlerweile bei Einnahmen von 120.000 Euro.

Arbeit, die Freude macht

Anderen Künstlern empfiehlt er, viele Dinge gleichzeitig anzufangen, um herauszufinden, was Freude bereitet. Man müsse auch herausfinden, was für Sachen im eigenen Gehirn schlummern, die für andere Menschen wertvoll sein könnten. Daraus resultierende Werke sollte man im Netz teilen und sich dann überraschen lassen, welche davon ganz unerwartet erfolgreich werden. (gpi, 4.10.2020)