Der aktuell schnellste Supercomputer der Welt: Fugaku.

Foto: AFP

Je nachdem, welche Statistik man konsultiert, hat das freie Betriebssystem Linux auf Desktoprechnern einen Marktanteil von etwa einem bis zwei Prozent. Anders gesagt: Das oftmals ausgerufene "Jahr des Linux-Desktops" dürfte in der Realität so schnell nicht kommen. Platzhirsch bleibt weiterhin Microsofts Windows, gefolgt mit einigem Respektabstand von Apples macOS. Auch die Implementation eines Linux-Subsystems in Windows und das Wunschdenken eines Open-Source-Experten dürfte diese Rangfolge eher unangetastet lassen.

In anderen Bereichen hat Linux dafür umso mehr Relevanz. Da wären etwa Mobilgeräte (Android), Server und Supercomputer. In letzterem Segment hat man sogar eine Dominanz, die selbst den Marktanteil von Windows am Desktop alt aussehen lässt. Alle der 500 leistungsstärksten Supercomputer laufen mit dem quelloffenen Betriebssystem. Und das nicht zum ersten Mal.

Windows und macOS praktisch ausgestorben

Wie It’s FOSS dokumentiert, ist es schon das dritte Jahr infolge, in dem Linux das System der Wahl der weltweit schnellsten Rechner ist. Die Entwicklung hat sich freilich abgezeichnet. Liefen die Top-Rechner, die mittlerweile für die Arbeit mit Klimamodellen oder die Erforschung von Medikamenten herangezogen werden, bis in die frühen 2000er-Jahre mehrheitlich mit Unix, hält Linux bereits seit 2004 die klare Mehrheit. Vor etwa zehn Jahren knackte es die 90-Prozent-Schwelle und löste seitdem kontinuierlich die verbleibenden Systeme ab, da neuere in Betrieb genommene Supercomputer mit Linux ausgestattet waren.

Die derzeitige Top 6 der Supercomputer.
Foto: sCreenshot/Top500.org

Andere Systeme konnten sich kaum auf diesen Rechnern, die heute aus Clustern unzähliger CPUs und Grafikkarten bestehen, generell kaum etablieren. Vereinzelt gab es Supercomputer mit Windows, macOS (etwa System X der Virginia University of Technology) oder mehreren Betriebssystemen, doch diese sind mittlerweile praktisch ausgestorben.

Ein Grund für diese Entwicklung ist die Quelloffenheit von Linux. Das System lässt sich von Verantwortlichen an den gegebenen Bedarf anpassen. Und wenn ein Fehler oder Bug auftaucht, kann dieser behoben werden, ohne aufgrund des nicht einsichtigen Codes auf die Hilfe von Microsoft oder Apple angewiesen zu sein.

Erstmals ARM-Supercomputer vorne

Gemäß der aktuellen Top-500-Liste aus dem vergangenen Juni steht der aktuell schnellste Supercomputer in Japan. Es handelt sich um "Fugaku" im Riken Center for Computational Science. Es ist der erste Rechner mit ARM-basierten Prozessoren, der sich an die Spitze setzen konnte. Seine knapp 7,3 Millionen Rechenkerne schaffen eine Peak-Rechenleistung von fast 514.000 Teraflops pro Sekunde.

Hinter ihm liegen "Summit" des Oak Ridge National Laboratory und "Sierra" im Lawrence Livermore Laboratory, beide in den USA. Der derzeit schnellste Supercomputer Europas ist der "HPC5" des italienischen Energieunternehmens Eni. Seine Peak-Leistung liegt bei etwa 52.000 Teraflops pro Sekunde. (gpi, 4.10.2020)