Der Wiener Wahlkampf neigt sich dem Ende zu.

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Der Wiener Wahlkampf geht ins Finale und hat mit Wiedergängern zu kämpfen. Jörg Haider hat seine Tendenz zur gespaltenen Persönlichkeit auch posthum fortgesetzt und tritt nun in drei verschiedenen Kandidaten zugleich an.

Ein Exorzist hätte hier viel zu tun, allerdings schwören alle drei auf christliche Werte und Kreuze, was eine entsprechende traditionelle Behandlung wirklich sehr herausfordernd gestaltet. Vielleicht würde hier eine gediegene Austreibung mit dem Beelzebub besser klappen.

Detailteufel

Die marginalen Unterschiede der Haider-Dreifaltigkeit liegen im Detail, so wie der Teufel. Der eine schützt sich mit Urinanhängern. Der andere drischt die immergleichen Sätze jener Wahlkampfversion, die sich seit Jahren in höllischer Dauerschleife befindet, und der Dritte kopiert sie ohne einen Hauch von Bedenken. Ausländer raus, Ausländer rauser, Ausländer am rausesten. Keine Kinder aus Moria! Noch weniger als keine Kinder aus Moria!

Es hat etwas von einem Autounfall, bei dem man nicht wegsehen kann. Eine Totalkarambolage. Bildung, Pandemie, Arbeitnehmerrechte? Uninteressant. Ohne Deutsch keine Wohnung. Das wird alle Probleme der Zukunft lösen! Ja, der Wahlkampf neigt sich dem Ende zu. Und an seinem Ende sollte man jedenfalls noch in den Spiegel schauen können. Aktiv und passiv vom Wahlrecht her betrachtet. (Julya Rabinowich, 4.10.2020)