In Bergkarabach eskaliert ein ungelöster Konflikt.

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Von martialischer Musik untermalt präsentiert das aserbaidschanische Verteidigungsministerium Bilder seiner Artillerieeinschläge auf dem Gebiet von Bergkarabach. Die Show vermittelt Videospielatmosphäre, Lichtblitze und Staubwolken, selbst ein gesprengter Armeelaster ist zu sehen, nicht hingegen die Toten und Verletzten, darunter viele Zivilisten, die die Geschoße in der Realität fordern. Auch die Armenier schießen skrupellos auf Städte ihres Gegners. Der Hass ist auf beiden Seiten groß.

30 Jahre dauert der Konflikt um die Enklave Bergkarabach nun schon an – und eigentlich gibt es ihn schon viel länger, denn auch zu Sowjetzeiten brodelte es um die mehrheitlich von Armeniern bewohnte, aber Aserbaidschan zugeschlagene Region. Als sich die lange aufgestaute Wut am Ende der Sowjetunion entlud, erwies sich zunächst Armenien als stärker. Tausende Aserbaidschaner mussten aus Bergkarabach und angrenzenden Pufferzonen fliehen.

Ungelöster Konflikt

Das größte Problem an dem unter Russlands Vermittlung ausgehandelten Status quo: 1994 wurde der Konflikt nur eingefroren, aber nie gelöst. Keine Seite war zu Zugeständnissen bereit, weder Armenien noch Aserbaidschan. Auch äußere Akteure sahen die Lage als bequem für eigene Manipulationen an. Das ist leider kein Einzelfall in der Region. Wie die Erfahrung zeigt, werden solche "eingefrorenen" Konflikte am Ende immer heiß, und der Stärkere nimmt sich, was er kriegen kann – bis die Lage sich umkehrt. (André Ballin, 4.10.2020)