Caroline Peters, hier als Gorilla, gewinnt den Preis als beste Schauspielerin in Jelinks "Schwarzwasser".

Foto: Matthias Horn

Die Nestroy-Theaterpreise wurden in diesem Jahr am Wege einer Fernsehsendung auf ORF 3 überreicht – ohne die gewohnte Gala. Die Moderatoren Stefanie Reinsperger, Philipp Hochmair und Peter Fässlacher führten am Schauplatz Wiener Prater durch die Sendung. Meist handelte es sich dabei um Überraschungs-Verleihungen.

Franz Pätzold bekam für seine Rolle des Dionysos in Euripides' "Die Bakchen" am Burgtheater die Auszeichnung direkt von Hausherr Martin Kusej überreicht. Durchgesetzt hatte sich der junge Deutsche gegen Florian Köhler als Frau Zittel in Thomas Bernhards "Heldenplatz" am Schauspielhaus Graz und Johannes Krisch als Weinberl in Nestroys "Einen Jux will er sich machen" am Theater in der Josefstadt.

Bei der Verleihung des Preises für den "Besten Nachwuchs" setzte man auf Skype. Während eines Online-Interviews wurden Bérénice Hebenstreit für ihre Inszenierung von "Urfaust/FaustIn and out" von Johann Wolfgang Goethe/Elfriede Jelinek am Volkstheater und Mathias Spaan für die Regie bei Hebbels "Die Nibelungen" am Landestheater Niederösterreich zu Gast in der Bühne im Hof überrascht.

Rikki Henry geehrt

Ene-Liis Semper und Tiit Ojasoo wurden für ihre Ausstattung von "Meister und Margarita" im Akademietheater geehrt. Laut Jury-Vorsitzender Ulli Stepan haben die beiden eine "ganz spezielle Zeit- und Raumlösung" gefunden. Als beste Off-Produktion wurde "Dunkel lockende Welt" von Händl Klaus (Regie: Nurkan Erpulat) im Werk X ausgezeichnet.

Alexander Absenger erhielt eine Nestroy-Statuette für die beste Nebenrolle, in der er als Charlotta Iwanowna in Tschechows "Der Kirschgarten" im Theater in der Josefstadt überzeugt hatte. Durchgesetzt hatte er sich gegen Sabine Haupt als Norah in "Vögel" von Wajdi Mouawad (Akademietheater) und Markus Hering als Gottfried in "The Party" von Sally Potter (Burgtheater). Die Auszeichnung für die beste Bundesländer-Aufführung ging in diesem Jahr an das Landestheater Niederösterreich, wo Regisseur Rikki Henry "Hamlet" inszeniert hatte, der sich dann per Video-Botschaft aus London bei seinem Team bedankte.

Die mit dem Autoren-Preis für das beste Stück prämierte Elfriede Jelinek ("Schwarzwasser" am Akademietheater) schickte eine Audio-Botschaft, die Nikolaus Habjan mit seiner Jelinek-Puppe zum Leben erweckte. Michael Niavarani wurde sein Publikumspreis beim Schlussapplaus seines Theaters im Park überbracht.

Beste Aufführung von Alexander Giesche

Als beste deutschsprachige Aufführung wurde "Der Mensch erscheint im Holozän" von Alexander Giesche am Schauspielhaus Zürich gekürt. Giesche habe es geschafft, "das Thema Klimawandel auf die Bühne zu bringen, ohne dass er nur mit einem Wort benannt wird", so Stepan. Der Corona-Spezialpreis der Jury ging schließlich an "Der Kreisky-Test", der Online-Produktion von Nesterval.

Den Preis für die beste Regie erhilet Choreografin Florentina Holzinger für "TANZ. Eine sylphidische Träumerei in Stunts" am Tanzquartier Wien. Der Nestroy für die "Beste Schauspielerin" ging an Caroline Peters für ihre Rolle in Jelineks "Schwarzwasser" am Akademietheater. Und schließlich wurde der Schweizer Regisseur Christoph Marthaler für sein Lebenswerk geehrt. Er bedankte sich gut gelaunt via Skype.

Zudem wurde gemeinsam vom Wiener Bühnenverein und Red Bull Media House Publishing ein "Bühne"-Sonderpreis vergeben, der für ihr Engagement in der Corona-Zeit an Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und Josefstadt-Direktor Herbert Föttinger vergeben wurde. (APA/red, 4.10.2020)