Die Arbeitslosenrate in den USA liegt mit knapp acht Prozent auf dem höchsten Stand im Vorfeld einer Präsidentschaftswahl seit 1948.

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Washington – Kurz vor der Präsidentschaftswahl in den USA geht der Erholung auf dem Arbeitsmarkt die Luft aus. Zwar entstanden im September landesweit über eine halbe Million Jobs, der Anstieg verlangsamte sich zuletzt jedoch spürbar: Im Juni waren fast fünf Millionen Stellen entstanden, im Juli und im August jeweils zwischen ein und zwei Millionen.

Die Arbeitslosenrate in den USA liegt mit knapp acht Prozent aber auf dem höchsten Stand im Vorfeld einer Präsidentschaftswahl seit 1948. Infolge der Corona-Pandemie gingen über 22 Millionen Stellen verloren. Trotz Erholung hat der Arbeitsmarkt seit Februar erst die Hälfte der Verluste wieder gutgemacht. Anfänglich stellten viele Firmen ebenso schnell wieder Leute ein, wie sie sie während der Lockdown-Phasen abgebaut hatten. Doch immer mehr Unternehmen geraten wegen der Länge der Krise ins Straucheln.

Der Unterhaltungskonzern Disney will etwa 28.000 Stellen streichen, vorwiegend in den US-Themenparks. Der landesweit größte Ölverarbeiter Marathon Petroleum will sich von zwölf Prozent der Belegschaft trennen, der Chemiekonzern Dow will sechs Prozent seiner Stellen kürzen. Wegen der Unsicherheit über weitere Corona-Hilfen wollen die Fluggesellschaften American Airlines und United Airlines 32.000 ihrer Mitarbeiter in den Zwangsurlaub schicken.

Rückzug aus Arbeitsmarkt

Zuletzt sanken in den USA die Haushaltseinkommen und in weiterer Folge die Konsumausgaben, nachdem staatliche Zuschüsse zum Arbeitslosengeld ausgelaufen waren.

Ein Warnsignal betrifft die Zahl der Menschen, die sich gänzlich aus dem Arbeitsmarkt zurückziehen, allein im September waren es knapp 700.000 Personen. Der Löwenanteil der Aussteiger sind Frauen. Das hänge mit dem beginnenden Schuljahr zusammen, wie ein Bericht der Bank Goldman Sachs aufzeigt. Denn es sind vor allem Frauen, die im Falle des Home-Schoolings die Kinderbetreuung übernehmen. Die meisten großen Schulbezirke in den USA setzen noch auf Fernunterricht oder öffnen die Schulen nur im Teilbetrieb.

Die Aussichten für den Arbeitsmarkt sind nicht rosig, befinden auch Ökonomen: "Dass nun auch noch Präsident Trump, der die Infektionsrisiken immer kleingeredet hatte, selbst Corona-positiv getestet wurde, dürfte die allgemeine Verunsicherung eher wieder erhöhen", sagte LBBW-Chefökonom Uwe Burkert. Das wiederum schade dem Jobaufbau.

Es sei recht unwahrscheinlich, dass kurz vor der US-Wahl "nun doch noch so etwas wie ein messbarer ‚Amtsinhaberbonus‘" für Trump entstehe. "Auf Mitleidsstimmen wird er kaum hoffen dürfen."

Vielleicht ein schwacher Trost für den Amtsinhaber: Auch sein Vorgänger Barack Obama wurde trotz ähnlich schlechter Jobdaten wiedergewählt. Und noch ein Trostpflaster: Die nächsten Zahlen zur Entwicklung am Arbeitsmarkt im Oktober erscheinen erst nach der Wahl Anfang November. (slp, 4.10.2020)