Die neue Werbekampagne für die österreichische Traditionsmarke Auer bringt in der realen Welt eher Unversöhnliche kichernd und scherzend zusammen: US-Präsident Donald Trump und Umweltaktivistin Greta Thunberg auf einem Sofa, den russischen Präsidenten Wladimir Putin und die deutsche Kanzlerin Angela Merkel auf der Gartenterrasse. Dafür sorgt in einer Kunstkooperation die Londoner Künstlerin Alison Jackson.
Jackson lässt in ihren Arbeiten gern (so meint man auf den ersten Blick) sehr bekannte Menschen auf die eine oder andere Art zusammenkommen, wie die realen Celebs keine Kamera bisher eingefangen hat – jedenfalls nicht einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Vermeintliche Paparazzo-Aufnahmen von John F. Kennedy und Marilyn Monroe etwa, Trump mit einer Miss Mexiko oder Queen Elizabeth II auf dem Klo.
Die Bilder der Kampagne sind natürlich Fiktion, sagt Alison Jackson im Gespräch mit dem STANDARD (das vor Bekanntwerden von Trumps Covid-Erkrankung geführt wurde): "Donald Trump und Greta Thunberg, die sich lachend Waffeln teilen: Das ist doch ein Bild, das wir uns alle wünschen", sagt Jackson. "Und es ist das Gegenteil der Realität. Ich zeige gerne das 'Was wäre, wenn?'"
"Seid mehr unzertrennlich"
Auer ist in diesem Jahr 100 Jahre auf dem Markt und arbeitete mit der Wiener Agentur Himmer, Buchheim & Partner in einem umfangreichen Strategieprozess nach den Grundwerten der Marke und wie man sie neu positionieren kann. Zentrales Thema ist gesellschaftlicher Zusammenhalt, Zusammengehörigkeit, gemeinsames Erleben und gemeinsame Erinnerungen, sagt Christoph Zoister, Head of Marketing der Tortenecken- und Baumstamm-Marke. Die Agentur schlug die Kunstkooperation mit Jackson vor, um das aufmerksamkeitsstark zu zeigen. Ihr Claim für Auer: "Seid mehr unzertrennlich". In Jacksons Worten: "Es geht um das Teilen und positive gemeinsame Momente."
Könnten sich auch österreichische Politiker in der Auer-Kampagne wiederfinden – oder wirkten Kanzler Sebastian Kurz und Trump dafür schon in der Realität zu unzertrennlich? "Wir wollten internationale Persönlichkeiten", sagt Marketingmanager Zoister, "um das Feld möglichst breit zu halten." Mit diesen weltweit bekannten Charakteren sei die Botschaft einfach größer, erklärt er. Auch mit Blick auf mögliche neue Märkte, fügt er an.
"Vielleicht denken wir darüber noch ein bisschen nach", setzt Jackson nach. Grundsätzlich aber genieße sie hier "den internationalen Zugang".
Perücken-Albtraum
Wie entsteht eine Alison-Jackson-Fiktion? "Ein Alptraum von Perücken und vielerlei anderen Dingen. Unser Donald Trump sieht in der Realität überhaupt nicht aus wie Donald Trump. Er hat nicht einmal Haare. Aber ich verwende im Prinzip nur Licht, Styling und Farbe, um ihn so aussehen zu lassen."
Es war die erste Werbekampagne seit vielen Jahren, sagt Jackson. Für Schweppes hat sie gleich nach dem Arts College gearbeitet.
Corona-Musical
Und woran arbeitet Jackson derzeit? Abseits von Auer keine Werbung, sagt sie. Eine neue Donald-Trump-Skulptur werde in diesen Tagen in England enthüllt. Und sie arbeitet derzeit an einem Streaming-Musical "mit einem großartigen Musiker". Worüber? "Was Celebritys in Zeiten von Covid tun. Und das ist ... nichts – und Dinge, die sie nicht tun sollten", erklärt Jackson. Näheres zu dem Projekt wollte sie nicht ausführen. (fid, 5.10.2020)