Warum Sie meinen Namen über diesem Text lesen? Ganz einfach, ich habe in einem Mazda MX-5 Auto fahren gelernt. Allerdings in einem Exemplar der zweiten Generation, 1,6-Liter-Motor, rund 110 PS. Ein wundervolles Auto, das zwar schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat, aber immer noch läuft wie eine japanische Eins.

Der Mazda MX-5 ist auch in der neuesten Ausführung einfach ein wunderschönes Auto.
Foto: Stockinger

Deswegen ließ ich mir es nicht nehmen, mich hinter das Steuer der neuen Roadster-Ausgabe zu klemmen. Was soll ich sagen, das Fazit bleibt gleich, der MX-5 ist immer noch ein ganz und gar wundervolles Auto.

Besonders die bös dreinblickende Frontpartie hat es uns angetan.
Foto: Stockinger

Beginnen wir bei den Neuerungen. Für die Edition 100, zum runden Geburtstag der Marke, hat man dem kleinen Flitzer eine Innenausstattung aus rotem Nappaleder beschert. Das Lenkrad kommt teilweise mit glänzenden verchromten Teilen daher, die mal wieder, wie das bei Cabrios nun einmal so ist, dazu führen, dass bei der richtigen (oder eher gesagt falschen) Sonneneinstrahlung der Fahrer massiv geblendet wird. Darüber hinaus sind noch Details an der Karosserie schwarz lackiert, alles in allem ein wirklich schickes Auto. Auch im Gegensatz zur zweiten Generation, die im Vergleich fast schon harmlos mit ihrem schmalen Heck und Glupschaugen-Scheinwerfern daherkommt. Insgesamt kann man sagen, dass der MX-5 ein Hingucker ist, selbst in italienischen Städten hat man uns das ein oder andere Mal hinterhergeschaut.

Zum Jubiläum gab es einen Topf voll Rot. Sitze aus Nappaleder, die sind nicht nur recht bequem, sondern auch ein Hingucker bei offenem Dach.
Foto: Stockinger

Sechs Gänge, sechs Liter

Grafik: Der Standard

Aber rein ins Eingemachte. Unsere Version bot 132 PS in einem Vier-Zylinder-Benziner. Reicht für Landstraße und Autobahn völlig aus. Ein absoluter Segen: Der sechste Gang, den es in meinem ersten Gefährt nicht gab und dazu führte, dass die Kiste regelmäßig bis zu zehn Liter verbrauchte und mir die damals (wie heute) schmalen Taler reihenweise aus der Tasche zog. Der MX-5 brauchte im Test durchschnittlich um die sechs Liter, was eine wirkliche Ansage ist. Und selbst im sechsten Gang sind Überholmanöver auf der Autobahn bei mittlerer Geschwindigkeit kein Problem.

Die Landstraße ist aber die große Stärke des Zweisitzers. Ansprechend am Gas, präzise Lenkung, das Grundgewicht von rund einer Tonne – Autofahren, und das dann auch noch unter freiem Himmel, macht mit dem MX-5 einfach Spaß. Das Dach ist von Hand zu öffnen und zu schließen, das geht aber locker und flockig mit einer Hand und auch aus dem Sitzen heraus. Negativfolge, die aber definitiv, und vor allem dank der tollen Boxen, zu verschmerzen ist: auf der Autobahn macht der MX-5 im Innenraum ganz schön Lärm. Dafür hört man bei offenem Dach, dass der Roadster aus dem Auspuff röhrt – und zwar etwas mehr, als er eigentlich unter der Haube hat.

Ist das Touch?

Der Kofferraum ist auf den ersten Blick arg spärlich, wenn man es geschickt macht, bekommt man aber doch zwei Köfferchen hinten rein. Super sind die verschiedenen kleinen Staufächer, die überall im Innenraum verteilt sind – beispielsweise hinter der Mittelkonsole oder hinter dem Beifahrersitz.

Gehen wir zurück in den Innenraum, da gibt es eine Kleinigkeit, die ich ansprechen muss. Der solide Touchscreen, der über der Mittelkonsole thront, funktioniert lediglich im Stehen oder bei Geschwindigkeiten bis zu fünf Kilometer pro Stunde. Das bewegte meinen Begleiter nicht nur zum unsterblichen Satz "Wir sind im 21. Jahrhundert, ich kann das nicht mehr anders bedienen", sondern regte uns auch zu Diskussionen an. Das Argument hierbei: ein Touchscreen lenkt zu sehr ab. Stattdessen muss also ein Steuerknüppel in der Mittelkonsole genutzt werden, um über ein- und denselben Touchscreen die gewünschte Aktion auszuwählen. Das ist ganz sicher ein Generationenkonflikt, aber für mich wäre es sehr viel einfacher, mir den Touchscreen zu lassen. Denn da habe ich weniger Orientierungsprobleme als mit dem unhandlichen Joystick in der Hand, der nicht dorthin springt, wo ich ihn haben will.

Aber zu meckern gibt es dann doch noch etwas. Der MX-5 richtet sich mit seinem Preis (ab 35.490 Euro, in unserer Ausführung 36.190) und seinem Status als Spaßauto schon an eine eher ältere Zielgruppe. Die dürfte aber mit der absurd niedrigen Sitzposition ihre Probleme beim Ein- und vor allem Aussteigen bekommen. Außerdem wird man von allem, was über Hüfthöhe liegt, geblendet. Aber das war auch schon so, als ich fahren gelernt habe. (Thorben Pollerhof, 7.10.2020)