Schuld an allem ist der Lorbeerkranz. Der Tennisspieler Fred Perry hatte ihn 1934 beim All England Cup gewonnen – und das Siegessymbol später zum Logo seiner Marke erklärt. Fortan prangte es auf der linken Brustseite seiner Piqué-Polohemden. Es kam, wie es kommen musste: Das hochpreisige Label blieb nicht lange Teil der elitären Tenniswelt. Unterschiedlichste Subkulturen fühlten sich von der Marke mit dem aufgestickten Logo angesprochen. Erst wurden die Shirts von den Mods, später von den Skinheads getragen.

Das Unternehmen Fred Perry mochte sich noch so unpolitisch geben, sich mit internationalen Designern zusammentun (seit zwölf Jahren arbeitet es mit Raf Simons zusammen), immer wieder wurde der kleine Lorbeerkranz von rechtsextremen Gruppierungen vereinnahmt. Besonders beliebt: das schwarze Shirt mit weiß-rotem Kragen, die Farbkombination erinnerte schließlich an die Farben der Reichsflagge.

So bewerben Fred Perry und Raf Simons ihre Kooperation.

Das alles hatte Gavin McInnes, der Begründer des rassistischen, antifeministischen US-Schlägertrupps "Proud Boys", offensichtlich im Hinterkopf, als er auf Kundgebungen dazu aufrief, schwarze Fred-Perry-Poloshirts mit gelbem Logo und Streifen an Kragen und Armbünden zu tragen. Wenn einer weiß, dass eine rein männliche Bewegung in Zeiten von Social Media eine markige Uniform braucht, dann der einstige "Godfather of Hipsterdom" und Mitbegründer des "Vice"-Magazins. Die Rechnung ging auf: Viele Proud Boys, seit dem TV-Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden wieder in aller Munde, tragen das empfohlene Shirt, ergänzt um einschlägige gelbe Stickereien, bis heute.

Ein typischer Vertreter der "Proud Boys" in Philadelphia.
Foto: Christopher Evens via www.imago-images.de

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Schwarz-gelbe Uniform: Proud Boys-Demo in Portland.
Foto: APA/AFP/GETTY IMAGES/q

Die Marke Fred Perry reagierte. Sie distanzierte sich mit einem Statement auf der Website des Unternehmens von den Proud Boys, außerdem wurde das besagte Poloshirt vom nordamerikanischen Markt genommen. Das wird auf die Dauer nicht reichen. Es würde der Marke gut zu Gesicht stehen, über ein langfristiges, sichtbares antirassistisches Engagement nachzudenken. So wie heuer eine diverse Kampagne, die Boykottaufrufe aus der rechten Ecke nach sich zog. Nur so wird man einschlägige Fans wirklich los. (Anne Feldkamp, 7.10.2020)