Bleibt der Standort in Wattens langfristig erhalten? Nicht alle in der Familiendynastie glauben daran.

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Wattens – Angekündigt waren die Massenkündigungen schon seit einiger Zeit, seit Montag schafft Swarovski nun auch Fakten. Mit Wochenbeginn hat der Tiroler Kristallkonzern laut Medienberichten Gespräche mit den Mitarbeitern begonnen, für die keine Zukunft im Unternehmen vorgesehen ist. Mit Jahresende sollen 1.000 Beschäftigungsverhältnisse am Standort Wattens aufgelöst werden. Bei Swarovski spricht man von "Anpassungsmaßnahmen".

Das Traditionsunternehmen strebt dabei eine einvernehmliche Auflösung der Arbeitsverträge an. Andernfalls würde nämlich der Sozialplan nicht greifen, den Swarovski mit 60 Millionen Euro unterstützt. Die betroffenen Mitarbeiter sollen bis Jahresende entscheiden, ob sie das vorgelegte Trennungsangebot annehmen oder nicht.

Swarovski feilt an Neuausrichtung

Als die Swarovski-Dynastie im September zur Gesellschafterversammlung zusammenkam, wurden Spannungen im Familienbetrieb einmal mehr deutlich. Die Familie hat mehr als 200 Mitglieder, die großteils in Österreich und der Schweiz leben. Über 80 stimmberechtigte Familienanteilseigner lenken de facto die Geschicke des Unternehmens, das 30.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Eine Gruppe um Paul Swarovski zeigte sich zuletzt besorgt, dass der neue Chef Robert Buchbauer vorhabe, den Standort in Wattens im Zuge der Neuausrichtung des Konzerns gänzlich aufzugeben. Allerdings versicherte die Konzernleitung mehrfach, dass Wattens erhalten bleibe – mittelfristig plane man mit 3.000 Mitarbeitern am Standort. Das heißt, dass bis 2022 noch einmal 600 Mitarbeiter abgebaut werden sollen. Derzeit sind noch 4.600 Personen in Wattens beschäftigt. Konzernweit sollen insgesamt 6.000 Stellen verschwinden.

Zur Neuausrichtung Swarovskis gehört ein stärkerer Fokus aufs hochpreisige Segment. Swarovski-Schmuck soll teurer werden. Auch wenn der Einstiegspreis weiterhin bei weniger als 100 Euro liegen wird, soll es künftig im Schnitt weniger Auswahl und höhere Preise geben. Nicht nur, weil die Margen in teureren Segmenten größer sind. Es sei auch dem Markenimage nicht dienlich, wenn Swarovski-Kristalle auf Zehn-Euro-T-Shirts prangen, zitierte die Nachrichtenagentur Bloomberg Konzernchef Buchbauer. (red, 5.10.2020)