Die "Stopp Corona"-App wirkt. Ein bisschen.

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Es sollte ein wichtiges Tool im Kampf gegen die Covid-19-Pandemie werden, doch die ersten Monate der "Stopp Corona"-App verliefen alles andere als reibungslos. Eine Mischung aus groben technischen Problemen und einer aus den Reihen der ÖVP lancierten Debatte über eine mögliche Nutzungsverpflichtung haben das Ansehen der Initiative grob beschädigt. All das würde der Betreiber, die Hilfsorganisation Rotes Kreuz, gerne hinter sich lassen. Immerhin haben sich längst alle Beteiligten auf die Freiwilligkeit der Nutzung geeinigt, und auch die technische Grundlage ist mittlerweile erheblich robuster.

Zahlen

Doch wie sieht es mit dem Erfolg der App aus? Gegenüber dem STANDARD nennt das Rote Kreuz nun aktuelle Zahlen: Seit Ende Juni seien 335 Infektionsmeldungen über die App verschickt worden. Angesichts dessen, dass bisher knapp 49.000 Menschen in Österreich positiv auf Covid-19 getestet wurden, ist diese Zahl also ziemlich überschaubar. Haben damit doch gerade einmal 0,6 Prozent der Betroffenen die App zur Warnung ihrer Kontakte benutzt.

Interessant ist aber noch eine andere Kennzahl: Verdachtsmeldungen gab es mit 1.811 Stück nämlich erheblich mehr. Das heißt aber auch: Nur bei knapp einem Sechstel der verschickten Warnungen hat sich der Verdacht dann auch bestätigt.

Reaktion

Beim Roten Kreuz zeigt man sich mit diesen Werten trotzdem zufrieden: "Jeder einzelne Fall trägt dazu bei, dass die Pandemie vor allem in dem eigenen Wirkungsbereich entsprechend gebremst wird", betonte Bundesrettungskommandant Gerry Foitik gegenüber Radio Wien. Zudem sei die Zahl der Gewarnten deutlich größer. Aufgrund der strikten Privacy-Vorschriften von Apple und Google, die die Basistechnologie liefern, könne man zwar in dieser Hinsicht keine echten Statistiken liefern. Das herkömmlich Contact-Tracing durch Befragungen zeige aber, dass jeder Infizierte irgendwo zwischen sechs und 35 relevante Kontakte im infektiösen Zeitraum hatte. Selbst wenn man eher konservativ mit einem Schnitt von zehn rechne, seien somit mehr als 3.000 Personen vor einem echten Kontakt mit einer mit Covid-19 infizierten Person gewarnt worden. Diese Zahl scheint angesichts der begrenzten Verbreitung der App allerdings auch etwas hoch geschätzt.

Es braucht mehr Nutzer

Klar ist eigentlich nur eines: Es gibt noch gehörig Luft nach oben. Doch dafür müssten mehr Personen tatsächlich die App nutzen. Das Rote Kreuz selbst spricht davon, dass es mittlerweile über eine Million Downloads der App gegeben habe. Wie viele diese noch immer aktiv nutzen, könne man nicht sagen, es ist aber davon auszugehen, dass diese Zahl erheblich niedriger liegt. Das Rote Kreuz selbst geht davon aus, dass dieser Wert ungefähr bei der Hälfte der Downloads liegt – dies sei aber nur eine Schätzung. (apo, 5.10.2020)