Plakate in WIen: Die SPÖ dringt bei der Themensetzung am stärksten durch

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Wien – Wenn es um den Ruf Wiens geht, dann kommt man an der SPÖ nicht vorbei – und im Vergleich zum Jahr 2015 hat die Bedeutung der SPÖ sogar zugenommen. 46 Prozent der wahlberechtigten Wiener Bevölkerung sagen, dass die Sozialdemokraten dafür sorgten, dass Wien einen guten Ruf in der Welt hat. Das sind sieben Prozentpunkte mehr als vor fünf Jahren. Und keine andere Partei kommt in diesem Punkt an die SPÖ auch nur heran: Den Grünen wird von 22 Prozent attestiert, dass sie für Wiens Ruf in der Welt stehen, der ÖVP von 22.

Das geht aus den Umfragen hervor, die das Linzer Market-Institut im Vorfeld der Wien-Wahl für den STANDARD durchgeführt hat.

Zunächst wurde gefragt, welche Parteien in Wien die Themen vorgeben – wobei die SPÖ die meisten Nennungen bekommen hat: 41 Prozent nennen die Bürgermeisterpartei als erste, mit weiteren Nennungen kommt sie auf 68 Prozent. An zweiter Stelle liegen die Grünen mit 14 Prozent Erstnennungen und 42 Prozent weiteren Nennungen. Auffallend ist, dass die ÖVP auch kumuliert nur auf 31 Prozent Nennungen kommt und dass nur 16 Prozent eine Themensetzung durch die Freiheitlichen wahrnehmen.

Wofür die Parteien stehen

Anschließend wurden die Kompetenzen der Parteien einzeln abgefragt, wodurch sich bei manchen Punkten die Prozentzahlen auf über 100 addieren können.

Das trifft etwa auf das Thema "Steht für eine moderne, weltoffene Weltstadt" zu: Das traut man den Grünen (39 Prozent) ähnlich stark zu wie der SPÖ (38 Prozent) und den Neos (36 Prozent) – der ÖVP wird das Thema aber nur von 18 Prozent zugeordnet, der FPÖ von vier und dem Team Strache von einem.

"Interessant ist auch, die Prozentzahlen für die einzelnen Parteien über alle 17 abgefragten Themen zu summieren, denn da zeigt sich, wie viel Profil die einzelnen Parteien haben. Bei der SPÖ kommt man da auf 439 Punkte, bei den Grünen auf 377, der ÖVP auf 305 und bei den Neos auf 261", rechnet Market-Institutsleiter David Pfarrhofer vor. "Im Vergleich zu 2015 konnten alle Parteien mit Ausnahme der FPÖ zulegen – die FPÖ hat mit 134 Punkten ziemlich genau halb so viel, wie sie 2015 hatte. Und der Vollständigkeit halber muss man anführen, dass das Team HC Strache eigentlich noch gar kein Profil hat, da weiß niemand, für welche Themen es steht."

Auffallend ist nicht nur, dass jede Partei unterschiedlich stark profiliert ist, sondern auch, dass den Parteien unterschiedliche Themen sehr unterschiedlich deutlich zugeordnet werden.

Und das zeigt auch Defizite auf.

Das Profil der SPÖ

Die Stärke der Bürgermeisterpartei liegt nicht nur darin, nach außen für die Stadt stehen zu können, was ihr auch die Wähler der Grünen und der Neos attestieren. Die SPÖ kann auch in ihrem traditionellen Politikfeld, "die Interessen der Arbeitnehmer vertreten", punkten. Ganz deutlich ist das Profil der SPÖ als Seniorenpartei – so wird sie von 38 Prozent gesehen. Dagegen sagen nur sechs Prozent, dass sie eine Partei der Jungen sei; von den tatsächlich Jungen sagen das überhaupt nur vier Prozent.

Das Profil der FPÖ

Die Freiheitlichen, bei der letzten Wahl 2015 noch zweitstärkste Partei, können sich allenfalls darauf berufen, dass eine kleine Minderheit von 16 Prozent sich von ihnen verstanden fühlt. Diese 16 Prozent sind die höchste Nennung, die die FPÖ in der aktuellen Umfrage bekommen hat – und zwar fast ausschließlich von Befragten über 30 Jahren, der eigenen Wählerschaft und auch von etwa jedem vierten ÖVP-Wähler. Auf ähnlich niedrigem Niveau (14 Prozent) wird bei der FPÖ Lösungskompetenz bei Integrationsproblemen vermutet.

Das Profil der ÖVP

Das Image der Volkspartei ist bürgerlich (das bestätigen 49 Prozent) und wirtschaftsfreundlich (48 Prozent). Ganz mager ausgeprägt ist dagegen ihr soziales Image: Nur drei Prozent sehen einen türkisen Einsatz für die Armen und Schwachen, und eine Vertretung der Arbeitnehmer Wiens vermuten auch nur sieben Prozent bei der ÖVP. Mit neun Prozent bescheiden ist die Zustimmung zur Aussage, dass die Partei des Finanzministers sparsam mit Steuergeld umgehe. 23 Prozent sagen, dass die ÖVP in fünf Jahren bedeutender sein wird.

Das Profil der Grünen

Keine Partei wird so sehr als Partei der Jugend eingeschätzt wie die Grünen – von den Jungwählern sagen das sogar zwei Drittel, und auch die Wähler anderer Parteien (mit Ausnahme der FPÖ) bestätigen den Eindruck. Weitere Assets der Grünen liegen darin, dass ihnen die Wiener Weltoffenheit und Einsatz für die Armen zutrauen – wenn es um die Lösung von Integrationsproblemen geht, sinkt die positive Bewertung allerdings auf 20 Prozent. Auch Wirtschaftsinteressen sehen nur sieben Prozent bei den Grünen gut aufgehoben.

Das Profil der Neos

Die Neos stehen für Weltoffenheit, Wirtschaft und Jugend – sie punkten vor allem in Sachen Weltoffenheit bei jungen Befragten. Im Vergleich mit 2015 haben die Neos vor allem im Bereich Wirtschaftskompetenz zulegen können, und das vor allem bei höher gebildeten Befragten sowie in der Wählerschaft von SPÖ und Grünen. Diese beiden Gruppen sagen auch überdurchschnittlich oft, dass die Neos gut mit anderen Parteien zusammenarbeiten könnten. Ganz schlecht ist die Einschätzung der Neos als Seniorenpartei.

(Conrad Seidl, 7.10.2020)