Peter Sidlo war von April bis Dezember 2019 im Vorstand der Casinos Austria – die Folgen wiegen schwer.

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Die Bestellung von Peter Sidlo zum Finanzvorstand der Casinos Austria hat die "Causa Postenschacher" ausgelöst; Jobbesetzungen unter Türkis-Blau sind auch Thema im Ibiza-U-Ausschuss.

Aus Chatprotokollen erschließt sich, dass Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) Sidlo am 3. Oktober 2018 in einer Nachricht an Johann Gudenus erwähnte; die zwei diskutierten, ob man Franz M. als "treuen" Freiheitlichen in die ORF-Direktion setzen könne, "da würden wir ihn brauchen", so Strache. Und kam auf einen weiteren Treuen: "Bei Sidlo Peter könnten wir eventuell Casino machen", was Gudenus mit "Ok" beantwortete. Zur Erinnerung: Jurist und Investmentbanker Sidlo war FPÖ-Bezirksrat in Wien-Alsergrund und ab September 2018 im Generalrat der Nationalbank.

Kandidatensuche

Wenig später liefen in den Casinos die Vorbereitungen für den Umbau der Führungsetage an. Die größten Aktionäre – staatliche Öbib, Novomatic und tschechische Sazka – sollten je einen Kandidaten nominieren und entsenden.

Am 20. November 2018 bat denn Casinos-Aufsichtsratschef Walter Rothensteiner seine Präsidiumskollegen, Novomatic-Chef Harald Neumann und Robert Chvátal (Sazka), ihre "Wünsche zum Thema Jobs Description zu übermitteln, ich möchte bzw. muss das Gespräch mit Egon Zehnder führen". Personalberater Zehnder begleitete den Auswahlprozess – und sollte später fachliche Bedenken gegen Sidlo äußern.

Glücksspiel nicht erwähnt

Wenig später hatte Rothensteiner die "Job Description Finanzvorstand (CFO, w/m)" auf dem Tisch. Jeweils zehn Punkte zu Aufgaben und Profil nannte Novomatic. Darunter, beim Profil: "Kenntnisse des österreichischen Bankwesengesetzes" und "Anwendungserfahrung in der Beziehung mit und den Prozessen der Finanzmarktaufsicht bzw. sonstiger regulatorischer Aufsichtsbehörden". Zur Erinnerung: Sidlo ist Jurist, war einst in der FMA und später bei Conwert und in der Wiener Privatbank (Aufsichtsrat) tätig. Vom Glücksspielwesen war in der Jobdescription nicht die Rede.

Das fiel auch Rothensteiner auf. Am 25. November fragte er: "Sollte wirklich Bankwesengesetz und Finanzmarktaufsicht dort stehen und nicht Glücksspielrecht bzw. Aufsicht?", fragte er nach. Neumann zwinkerte in einer Nachricht an seinen Personalchef: "Bankwesengesetz ist wirklich zu viel", man solle "auch Kenntnisse des Glücksspielrechtes aufnehmen".

"Danke für den Input"

Tags darauf sandte Neumann die neue Fassung an Rothensteiner, mit einem "Danke für Deinen Input;)) Jetzt sollte es ok sein".

Statt "Kenntnisse des österreichischen Bankwesengesetzes" sollte der/die Neue nun "Kenntnisse des österreichischen Glücksspielrechts" vorweisen. Und beim Umgang mit den Regulatoren war die "Finanzmarktaufsicht" gestrichen worden.

Sidlo an Strache: "Lass dich nicht unterkriegen!"

Am 28. März 2019 war der Vorstandsumbau, nach heftigem Streit der Aktionäre, beschlossene Sache. Strache gratulierte Sidlo "herzlich". Am 17. Mai wurde das Ibiza-Video öffentlich, nach der EU-Wahl am 26. Mai war es an Sidlo, Strache zu dessen Erfolg dort zu gratulieren. Er habe Strache "jedenfalls unterstützt" und werde das "immer tun!". Und, so Sidlo: "Ich habe dir viel zu verdanken, das weiß ich, und ich möchte dir ein Freund sein, wenn du mich brauchst."

Sidlos Wunsch: "Lass dich nicht unterkriegen und komm bald zurück auf die politische Bühne (...)!" (Renate Graber, 6.10.2020)