Der Salzburger Festspielbezirk – im Bild das Große und das Kleine Festpielhaus – wird renoviert und vergrößert.

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Architekt Stefan Marte mit dem Modell des neuen Festspielzentrums.

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Ganz hat es mit der Inszenierung für die Salzburger zum Ausklang des 100-Jahr-Jubiläums nicht geklappt. Ursprünglich hatte man Sebastian Kurz und Werner Kogler angekündigt, um die Bedeutung des Augenblicks zu unterstreichen. Der türkise Kanzler und sein für die Kultur zuständiger grüner Vize sollten am Montag in Salzburg die Pläne für die Sanierung und Erweiterung der Salzburger Festspielhäuser präsentieren.

Beide mussten wegen eines positiven Corona-Tests im Umfeld des Kanzlers ganz kurzfristig absagen, und so blieb es der grünen Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer, Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) und selbstverständlich Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler vorbehalten, Großes zu verkünden.

Bund zahlt 40, Stadt und Land je 30 Prozent

In Summe sollen laut Mayer 262 Millionen Euro in den kommenden zehn Jahren für die Sanierung und Erweiterung der Festspielhäuser – Haus für Mozart, Großes Festspielhaus und Felsenreitschule – investiert werden. In der laufenden Legislaturperiode hat allein der Bund 50 Millionen Euro für die Salzburger Festspiele vorgesehen.

Insgesamt wollen Stadt und Land Salzburg je 30 Prozent der Gesamtsumme aufbringen, der Bund zahlt 40 Prozent. Für die Stadt Salzburg fallen noch weitere 800.000 Euro für die Sanierung der desolaten Clemens-Holzmeister-Stiege von den Festspielhäusern auf den Mönchsberg an.

Flächengewinn

Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, die voraussichtlich bis Ende 2021 in dieser Funktion bleiben wird, beschreibt die Notwendigkeit dieser Investition mit drastischen Worten: "Das Große Festspielhaus in Salzburg geht dem Ende seines Lebenszyklus zu." Tatsächlich ist der 1960 errichtete Bau (Architekt: Clemens Holzmeister) so am Ende, dass es 2018 während einer Veranstaltung in das Haus hineingeregnet hatte. Erst im Vorjahr mussten im Großen Festspielhaus der Brandschutz und die Elektroinstallationen im Eingangsfoyer und im Orchestergraben um drei Millionen Euro erneuert werden, um den Spielbetrieb überhaupt aufnehmen zu können.

Die Sanierung bedeutet laut Landeshauptmann Haslauer auch eine gewaltige Erweiterung: Die Nutzfläche wird von bisher 37.000 auf 47.000 Quadratmeter auch in den Mönchsberg hinein ausgebaut. Hier ist eine eigene Tunneleinfahrt für die Künstlerzufahrt geplant. Zum Vergleich: Bei der Dachsanierung der Felsenreitschule 2011 konnten gerade einmal 700 Quadratmeter gewonnen werden. Dazu kommen Investitionen in Barrierefreiheit, Technik und Garderoben im Kleinen wie im Großen Festspielhaus sowie auch in der Felsenreitschule.

Festspielzentrum

Gleichzeitig wird der technische Zustand aller drei Bühnen überprüft werden. Bei dem 2006 neu eröffneten Haus für Mozart etwa waren Bühnenturm und -technik des vormals Kleinen Festspielhauses nicht erneuert worden.

In dem am Montag in Salzburg präsentierten Paket nicht enthalten sind die bereits präsentierten Pläne für ein neues Festspielzentrum. Dieses soll als Erweiterung des gesamten Festspielbezirkes in einem gläsernen Pavillon beim Schüttkasten auf dem Herbert-von-Karajan-Platz bei der Pferdeschwemme unmittelbar am Neutor durch den Mönchsberg entstehen. Hier werden das Informationszentrum der Festspiele inklusive Kaffeehaus und einem kleinen Veranstaltungssaal untergebracht.

Nach Schätzungen des kaufmännischen Direktors, Lukas Crepaz, belaufen sich die Kosten für die etwa 730 Quadratmeter Nutzfläche auf einen "hohen einstelligen Millionenbetrag". Dieser soll ausschließlich aus privaten Mitteln von Mäzenen aufgebracht werden. (Thomas Neuhold, Stefanie Ruep, 5.10.2020)