Russlands Präsident Wladimir Putin fordert einen Waffenstillstand zwischen Armenien und Aserbaidschan.

Foto: AFP / ALEXEY DRUZHININ

Stepanakert/Eriwan/Baku – Russlands Staatschef Wladimir Putin hat am Montag einen sofortigen Waffenstillstand im Konflikt um die Südkaukasus-Region Bergkarabach gefordert. In einem Telefonat mit Armeniens Regierungschef Nikol Paschinjan diskutierten die beiden die Lage in der Krisenregion, die zu schweren Opfern geführt habe, wie der Kreml am Montag mitteilte.

Seit Beginn der Kämpfe um Bergkarabach vor mehr als einer Woche sind mindestens 245 Menschen getötet worden. Armenien und Aserbaidschan werfen sich gegenseitig gezielte Angriffe auf die Zivilbevölkerung vor.

Waffenstillstand auch von Minsk-Gruppe gefordert

In einer gemeinsamen Erklärung äußerten sich am Montagabend auch die Außenminister Frankreichs, Russlands und der USA zu dem Konflikt. Sie nannten die Gewalt eine "inakzeptable Bedrohung für die Stabilität der Region". Angriffe auf zivile Einrichtungen müssten sofort unterbunden werden, erklärten Jean-Yves Le Drian, Sergej Lawrow und Mike Pompeo. Zudem forderten die drei einen sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand.

Die Regierungen in Eriwan und Baku müssten sich "jetzt verpflichten, den Friedensprozess auf der Grundlage einschlägiger Grundprinzipien" wiederaufzunehmen, erklärten die Minister. Frankreich gehört zusammen mit Russland und den USA zur sogenannten Minsk-Gruppe, die versucht, den Konflikt in Bergkarabach zu entschärfen.

Kämpfe dauern an

Am Montag gingen die Kämpfe um Bergkarabach weiter. Aserbaidschan warf der armenischen Seite vor, Raketenangriffe auf "aserbaidschanische Zivilisten und zivile Infrastruktur" ausgeführt zu haben. Armeniens Regierung dagegen warf der aserbaidschanischen Armee vor, in Stepanakert und weiteren Städten "bewusst die Zivilbevölkerung anzugreifen".

Seit Beginn der Kämpfe sind mindestens 19 armenische und 44 aserbaidschanische Zivilisten getötet worden. Die Berichte über Opferzahlen sind allerdings unvollständig. Beide Konfliktparteien sprechen von tausenden getöteten Kämpfern aufseiten des Gegners und reklamieren militärische Erfolge für sich.

Die ehemaligen Sowjetrepubliken Armenien und Aserbaidschan streiten seit Jahrzehnten um die Region Bergkarabach, die mehrheitlich von Armeniern bewohnt wird. Die selbsternannte Republik Bergkarabach wird international nicht anerkannt und gilt völkerrechtlich als Teil Aserbaidschans.

Kanada kündigte derweil die Aussetzung der Waffenexporte an den Nato-Verbündeten Türkei an. Kanada untersucht derzeit, ob seine Militärtechnologie in Bergkarabach zum Einsatz kommt. Die Türkei ist enger Verbündeter des ebenfalls turksprachigen Aserbaidschan; Experten sehen es als erwiesen an, dass Ankara Aserbaidschan mit Waffen unterstützt. (APA, 6.10.2020)