Hat mit seinem Team für die Dokumentationsreihen "Österreich I und II" rund 800 Zeitzeugen-Interviews geführt: Hugo Portisch.

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Wien – Für seine Dokumentationsreihen "Österreich I und II" haben Hugo Portisch und sein Team rund 800 Zeitzeugen-Interviews geführt. Seit einigen Jahren wird dieses zeithistorische Material im Detail erschlossen. Rund die Hälfte der Interviews wurde bereits aufgearbeitet, nun läuft aber die bisherige Finanzierung des Projekts durch den Zukunftsfonds aus und an einer Weiterfinanzierung wird gearbeitet, erklärte der Leiter des ORF-Archivs Herbert Hayduck gegenüber der APA.

Man könne es eine Art "Halbzeitbilanz" nennen, meinte Hayduck zu der Veranstaltung der Diplomatischen Akademie und des Zukunftsfonds der Republik Österreich am Dienstag in Wien, bei der über die Erfassung der Zeitzeugeninterviews aus Portischs Dokumentationen berichtet wird. In einem "inhaltlichen und finanziellen Joint Venture" arbeiten das Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien, das Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung und das ORF-Archiv an dem Projekt, dessen Förderung durch den Zukunftsfonds im November ausläuft.

Prominente und Vertreter der Bevölkerung

Portisch hat mit seinen Dokumentationsreihen seit Anfang der 1980er Jahre Fernsehgeschichte geschrieben und dafür rund 800 Zeitzeugeninterviews – neben zahlreichen Vertretern aus der Bevölkerung auch viele Prominente von Bruno Kreisky über Gerd Bacher bis zu Fred Adlmüller – geführt. Das sei ein einzigartiger Bestand, betonte Hayduck unter Hinweis darauf, dass zahlreiche Interviewpartner bereits verstorben seien.

Die Gespräche wurden von Beginn an transkribiert und mit wenigen Stichworten versehen. Sie waren auch schon seit 2012 an der Außenstelle des ORF-TV-Archivs am Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien für Forscher und Studenten zugänglich.

Nun werde an der Feinindizierung gearbeitet, sagte der Zeithistoriker Oliver Rathkolb zur APA. Jede Örtlichkeit und jede andere genannte Person, die in einem Interview angesprochen wird, werde erfasst und über alle Interviewpartner auch ausführliche Biografien angelegt. "Am Ende des Tages soll dieser riesige Bestand auf den Bildkader genau beschrieben sein und wenn ich zum Beispiel nach Zwettl und 1945 suche, bekomme ich sofort den direkten digitalen Zugang zu den entsprechenden Interviewstellen und kann das für eine Dokumentation oder wissenschaftliche Arbeit verwenden", so Rathkolb. (APA, 6.10.2020)