Reading – Das Ozonloch über der Antarktis ist nach aktuellen Daten so groß wie seit 15 Jahren nicht mehr. Nachdem es zuletzt stetig gewachsen war, dürfte es nun seine maximale Ausdehnung erreicht haben, teilte der Atmosphärenüberwachungsdienst Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) am Dienstag im englischen Reading mit. Das Ozonloch ähnle damit in seiner Größe jenem von 2018, sagte der Chef der Organisation, Vincent-Henri Peuch. Der von der EU finanzierte Dienst CAMS ist Teil des europäischen Erdbeobachtungsprogramms Copernicus.
Wichtiges Montrealer Protokoll
Die Situation zeige, wie wichtig das Montrealer Protokoll zum Verbot ozonschädlicher Substanzen sei, so Peuch. Zahlreiche Länder hatten sich in dem Abkommen von 1987 verpflichtet, die Produktion solcher Chemikalien – vor allem von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW) – schrittweise zu stoppen. FCKW steckten etwa in Kühlschränken, Spraydosen und Feuerlöschern.
Unterschiede zwischen Nord- und Südpol
Frühere Untersuchungen haben erhebliche Unterschiede bei den Ozonlöchern über dem Nord- und dem Südpol festgestellt. Während die Situation über der Arktis mittlerweile weit weniger dramatisch ist als in vergangenen Jahrzehnten, dünnt die Ozonschicht über der Antarktis saisonal immer noch deutlich aus.
Die Ozonschicht in der Erdatmosphäre wird durch FCKW und andere Substanzen angegriffen, die vom Menschen in vergangenen Jahrzehnten massenhaft freigesetzt wurden. Es ist seit langem bekannt, dass dieser Effekt über dem Südpol weitaus stärker ist als über dem Nordpol. Das liegt vor allem daran, dass die Temperaturen am Südpol niedriger sind. In sehr kalten Jahren kann die Ausdünnung der Ozonschicht aber auch über der Arktis zunehmen. Das war etwa 2011 der Fall. Danach besserte sich die Lage allerdings wieder. Selbst in den kältesten Jahren unterscheidet sich das Ozonloch über dem Nordpol sehr von dem über dem Südpol.
Die Ozonschicht wirkt wie ein Filter für die Hautkrebs auslösenden ultravioletten Strahlen. Seit Jahrzehnten entsteht über der Antarktis nach dem dortigen Winter – wenn die Bedingungen für einen Abbau der Ozonschicht herrschen – für einige Monate ein Ozonloch.
Im Vorjahr kleines Ozonloch
Das Phänomen war 1985 entdeckt worden. Wissenschafter hoffen, dass sich das Ozonloch in den kommenden Jahrzehnten wieder ganz schließt. Starke Schwankungen der Polarwirbel und der Temperaturen in der Stratosphäre in 15 bis 50 Kilometer Höhe können aber die Ozonschicht unterschiedlich stark ausdünnen. 2019 war das Ozonloch wegen besonderer meteorologischer Bedingungen sehr klein. (red, APA, 6.10.2020)