Laut einer aktuellen Studie der Med-Uni Graz ist die Zahl der Spitalsaufnahmen während des Lockdowns zwar um 23 Prozent zurückgegangen, während die Zahl der Todesfälle nach einem Herzinfarkt um 80 Prozent gestiegen ist.

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Ein aus Sicht von Medizinern zu wenig beachteter Schaden der Corona-Pandemie ist, dass die Menschen in den letzten Monaten zu selten zum Arzt gegangen sind – aus Angst vor einer Ansteckung oder weil während des Lockdowns auch vonseiten der Politik kommuniziert wurde, nur in Notfällen zum Arzt zu gehen.

Doch selbst im Ernstfall haben viele Menschen gar nicht oder zu spät Hilfe geholt. Das zeigt einmal mehr eine aktuelle Untersuchung der Med-Uni Graz. Insgesamt wurden mehr als 1.600 Spitalspatientinnen und -patienten aus der Steiermark in die Studie eingeschlossen und die Zeit des Lockdowns mit den Vergleichszeiträumen in den vier Jahren zuvor untersucht. Das Ergebnis: Während die Zahl der Spitalsaufnahmen um 23 Prozent zurückgegangen ist, ist die Zahl der Todesfälle nach einem Herzinfarkt um 80 Prozent gestiegen. In absoluten Zahlen, sind das vier bis fünf Todesfälle mehr als zuvor, erklärt Heiko Brugger, Mitautor der Studie.

Als Ursache für die erhöhte Mortalität vermuten die Forschenden auch hier ein zu spätes Handeln der Betroffenen. "Der Herzinfarkt war schon zu weit fortgeschritten, die Behandlungschancen standen schlechter", so Brugger. Hinzu kämen noch all jene Patientinnen und Patienten, die gar nicht erst ins Spital gekommen sind. Sie sind entweder zu Hause verstorben oder haben es "ausgesessen", wie Brugger es nennt und nun ein erhöhtes Risiko, eine Herzschwäche zu entwickeln.

Österreichweiter Trend

Laut Brugger lässt sich das Ergebnis auch auf ganz Österreich hochrechnen. Er geht von rund 35 zusätzlichen Todesfällen nach Herzinfarkten in Spitälern aus. Andere Expertinnen und Experten glauben das ebenfalls, vermuten aber, dass die Rate niedriger ist als die von der Med-Uni Graz berechneten 80 Prozent. Hier gilt es auch die relativ geringen Fallzahlen der steirischen Studie zu berücksichtigen.

Einigkeit herrscht jedenfalls, wenn es um künftige Maßnahmen geht. Es dürfe nicht mehr davor gewarnt werden, Spitäler aufzusuchen und das Gesundheitssystem müsse sich verstärkt wieder auf andere Erkrankungen abseits Covid-19 konzentrieren. (Bernadette Redl, 6.10.2020)