Laura Nenzi ist Schauspielerin und Computerwissenschafterin an der TU Wien und der Universität Triest.

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Computerwissenschaft und Schauspiel sind zwei Bereiche, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben. Der Hedy-Lamarr-Preis der Stadt Wien wird jedes Jahr bei den Digital Days vergeben, die letzte Woche, unterstützt vom Klimaschutz- und Innovationsministerium, über die Bühne gingen.

Benannt nach der österreichischen Schauspielerin und Erfinderin des Frequenzsprungverfahrens (der Basis für Anwendungen wie Bluetooth) ging der Preis dieses Jahr an eine Forscherin, die beide Disziplinen verbindet: Laura Nenzi ist Schauspielerin und Computerwissenschafterin an der TU Wien und der Universität Triest.

Um formale Verifizierungen komplexer Systeme zu ermöglichen, designt Nenzi Sprachen, die das Verhalten eines Systems beschreiben und auf denen Algorithmen aufbauen, die dieses Verhalten wiederum ausführen. Das klingt erst einmal sehr theoretisch.

Doch es wird verständlicher, sobald Nenzi von dem Fallbeispiel Bikesharing erzählt, für das ihre Anwendung dienen könnte: Man stelle sich vor, dass es in der Stadt mehrere Stationen gibt, zwischen denen Fahrräder zirkulieren. Die Räder haben außerdem Sensoren, die Daten wie Temperatur oder Luftverschmutzung messen können.

Die Sprache, die Nenzi entwirft, könnte die Entwicklung dieses Systems über die Zeit beschreiben und Fragen stellen. Zum Beispiel: "Ist es wahr, dass es immer mehr als zwei Fahrräder in einer Station gibt", oder: "Ist es wahr, dass die Temperatur zu gewissen Zeitpunkten 20 Grad Celsius nicht übersteigt."

Rechenintensives Prozedere

Anstatt von Wörtern verwendet sie mathematische Formeln. Algorithmen, die auf den Formeln basieren, überprüfen diese Aussagen. Will man das Bikesharing-System verbessern und zum Beispiel die besten Standorte für Stationen finden, können Modelle mithilfe sogenannter bayesscher Inferenz – ein Zweig der Statistik, welcher auf bestimmten Wahrscheinlichkeitsverteilungen basiert – entworfen und Parameter des Modells nach den logischen Ansätzen angepasst werden.

Da ein solches Prozedere sehr rechenintensiv ist, verwenden Nenzi und ihr Team Ansätze maschinellen Lernens. So kann sich die Methode selbst verbessern und effizienter werden. Seit 2018 wird das interdisziplinäre Projekt, an dem sie gemeinsam mit Forschenden der Wirtschaftsuniversität Wien arbeitet, vom Wissenschaftsfonds FWF gefördert.

Bereits seit ihrer Kindheit spielt Nenzi Theater – auch wissenschaftliches Theater, wie sie erzählt. Das sei ein guter Weg, um Forschung auch auf andere Weise zu vermitteln. So führte sie etwa einen Monolog über ihr Forschungsthema während eines Festivals in Triest auf, der European City of Science 2020.

Auch das Thema Chancengleichheit von Frauen in der Computerwissenschaft, für das der Hedy-Lamarr-Preis steht, verbindet Nenzi in ihrer Person: Ein weiteres Theaterstück, in dem sie während des Festivals mitwirkte, handelt von der Diskriminierung, die Frauen in der Wissenschaft erfahren mussten.

Von Lamarr weiß Nenzi erst seit ihrer Nominierung: "Ich war sehr glücklich, etwas über eine Schauspielerin zu erfahren, die Wissenschaft vorangetrieben hat. Und ich fühle mich seit der Auszeichnung sehr mit ihr verbunden." (Katharina Kropshofer, 10.10.2020)