Die Meldung über eine Covid-19-Infektion im engsten Kreis von Bundeskanzler Sebastian Kurz löste am Montag auch kurz Aufregung in der STANDARD-Redaktion aus: Contact-Tracing! Wer war vergangene Woche am Mittwoch beim Ministerrat im Bundeskanzleramt?
Beim wöchentlichen Pressefoyer berichten ausgewählte Minister – an diesem Tag waren es Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) –, welche Beschlüsse gefasst wurden, und beantworten Fragen anwesender Journalisten. Unter ihnen war vergangene Woche auch STANDARD-Fotograf Matthias Cremer. Nachdem bekanntgeworden war, dass die gesamte Regierung getestet wird, wurde am späten Montagnachmittag auch Cremer vom Bundeskanzleramt telefonisch kontaktiert. Er falle zwar sicher nicht unter die Kontaktpersonengruppe eins des infizierten Mitarbeiters, weil dieser erst am Sonntag Symptome gezeigt hatte. Dennoch könne er sich vorsichtshalber testen lassen, wenn er Sorge habe, sich angesteckt zu haben.
Unter Lustern am offenen Fenster
Eineinhalb Stunden später erschien Cremer im Bildungsministerium am Minoritenplatz, das die Gurgeltests an den Schulen zentral steuert und dementsprechend rasch Ressourcen für eine Teststraße aufstellen konnte. Im ansonsten leeren Festsaal wurde dafür unter den imposanten Lustern kurzerhand zwei Tische aufgestellt. Während Cremer Hände desinfizierte und seine Daten aufgenommen wurden, gurgelte im Hintergrund bereits eine Kollegin. Dann war der STANDARD-Fotograf an der Reihe, die Lösung aus dem Röhrchen am offenen Fenster zu gurgeln. Und immerhin – "etwas beruhigt" fühlte er sich nach dem "Luxusgurgeln" dann doch.
Restrisiko trotz Sicherheitsvorkehrungen
13 Journalisten ließen sich bis Dienstagmittag testen, die Ergebnisse wurden am Abend bekannt. Erleichterung dabei für Cremer: Bei ihm wurde keine Infektion mit Sars-CoV-2 festgestellt.
Nicht ganz unerwartet, hatte es sich doch vor allem um eine Vorsichtsmaßnahme gehandelt, wie ein Sprecher des Kanzlers betonte: "Wir agieren hier über das Maß der Behörden hinaus." An den Hygienemaßnahmen beim Pressefoyer wolle man vorerst nichts ändern. Die Anzahl der Journalisten ist limitiert, es gilt Maskenpflicht, zwischen Ministern und Journalisten stehen Plexiglaswände, eine Kamera misst am Eingang Fieber. Aber freilich: Ein Restrisiko sei immer gegeben. (Davina Brunnbauer, 6.10.2020)