Damit ein Fiasko wie nach dem Wirecard-Skandal nicht mehr passieren kann, will die Deutsche Börse die Regeln ändern.

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Es warf kein gutes Licht auf den Wirtschaftsstandort Deutschland, als Wirecard im Juni zusammenbrach wie ein Kartenhaus. Der Konzern hatte Luftbuchungen in der Höhe von 1,9 Milliarden Euro eingestanden, schlitterte anschließend in die Insolvenz, und einer der größten Skandale der deutschen Wirtschaftsgeschichte weitete sich täglich aus.

All das änderte nichts daran, dass Wirecard weiterhin in der Champions League der Deutschen Börse spielen durfte, nämlich im Leitindex Dax. Das Reglement erlaubte es einfach nicht, dem Zahlungsdienstleister sozusagen die Rote Karte zu zeigen. Dafür hagelte es massenhaft Kritik.

Reaktion auf Wirecard

Mit einer Reform will die Börse auf dieses Fiasko reagieren und sich für die Zukunft absichern. Unter anderem sollen Unternehmen schnell vom Dax ausgeschlossen werden können, falls diese Quartals- oder Jahresberichte verspätet oder gar nicht vorlegen. Im Fall Wirecard hätte das schon geholfen. Keine zwei Jahre rangierte Wirecard im Dax.

Nachfolger ist ausgerechnet die verlusteschreibende Firma Delivery Hero. Künftig sollen nur noch nachweislich profitable Unternehmen in die erste deutsche Börsenliga aufsteigen können. Mit dieser Auflage hätte Delivery Hero nicht im Dax nachrücken können.

Aufstockung auf 40 Unternehmen

Eine Aufstockung ist ebenfalls angedacht. Künftig sollen 40 statt der bisherigen 30 Firmen gelistet sein – zumindest wenn es nach dem Vorstandsvorsitzenden Theodor Weimer geht: "Es ist kein Geheimnis, dass ich die Ausweitung auf einen Dax 40 begrüßen würde." Er hatte sich bereits 2018 für eine Ausweitung ausgesprochen und das mit der Größe der deutschen Wirtschaft begründet.

Gleichzeitig soll der erst vor wenigen Jahren erweiterte Nebenwerteindex MDax von 60 Unternehmen wieder auf 50 Firmen schrumpfen. Im SDax sollen weiter 70 Aktien gelistet sein. Hier hatte es wegen der häufigen Wechsel Kritik gegeben.

Eine entsprechende Befragung unter den Marktteilnehmern zur Reform des Index sei am Montag gestartet, hieß es in Frankfurt. Die Konsultation dauere bis zum 4. November. Das Ergebnis soll voraussichtlich am 23. November präsentiert werden. Regeländerungen sollen frühesten ab März gelten.

Wenig Verschiebungen

Allzu viel würde sich aufgrund dieser Änderungen allerdings nicht ändern. Der ohnehin recht stark vertretene Chemie- und Pharmasektor würde noch ein bisschen aufrücken. Die Bedeutung der Autokonzerne sowie der Produzenten von Konsumgütern für die Indexberechnung würde dagegen sinken.

Bei den Qualitätsstandards ist geplant, dass alle Dax-Mitglieder einen Prüfungsausschuss im Aufsichtsrat nachweisen müssen. Unternehmen, die mehr als zehn Prozent ihres Umsatzes mit "kontroversen Waffen" machen, soll der Eintritt verwehrt bleiben. (and, 7.10.2020)