Als kulturelles und historisches Zentrum ist Wien auch ein bedeutendes Reiseziel und wurde damit zu einem bevorzugten Standort vieler Unternehmen, die nach internationaler Präsenz mit einem sicheren europäischen Austausch suchen. Als Sitz der Wiener Börsen AG ist Wien ein europäischer Knotenpunkt für globales Kapital, welches Zugang zu den Märkten Mittel- und Osteuropas sucht. Der österreichische Leitindex ATX spiegelt das wieder - und hat während und seit dem ersten Höhepunkt der Corona-Pandemie für reges digitales Interesse gesorgt. 

Bis 400 Prozent mehr Börsentransaktionen von Privaten 

Sogenannte Onlinebroker verzeichneten seit März 2020 einen regelrechten Boom. Das Geschäftsmodell richtet  sich auf Anlagen von Privatpersonen aus, was während der Corona-Hochphase zahlreiche Neukunden fand. 

Ernst Huber ist Chef der Dadat-Bank, die zum Bankhaus Schelhammer & Schattera gehört. Er meinte in einem STANDARD-Bericht: "Zu Beginn des Lockdowns sind wir fast überrannt worden. Als wäre von heute auf morgen ein Hebel umgelegt worden." Diese Ansicht spiegelt sich durchaus mit Zahlen der Wiener Börse wieder:

Wiener Börse.
Foto: APA/HANS PUNZ

Der österreichische Aktienmarkt

Die 1771 gegründete Wiener Börse ist eine der ältesten der Welt. Zunächst nur mit Anleihen, Wechseln und Devisen gehandelt, ist die österreichische Börse heute das wirtschaftliche Zentrum Mittel- und Osteuropas. Besonders entscheidend ist dabei der ATX (Austrian Traded Index). 

Von den über 140 Indizes, die die Wiener Börse beherbergt, ist dieser der wichtigste. Im Dezember 2019 lag der ATX bei 3084 Punkten. Damit lag er weit unter dem deutschen DAX mit 13.249 Punkten, dem japanischen Nikkei mit 23.656 Punkten sowie dem amerikanischen Dow Jones mit 28.538 Punkten am Ende des Jahres 2019. 

Doch wie funktioniert der ATX prinzipiell? Die ATX-Daten werden monatlich aktualisiert und sind von Jänner 1991 bis August 2020 verfügbar, mit einer durchschnittlichen Anzahl von 2.015,7 Punkten. Die Daten erreichten ein Allzeithoch von 4.885,4 Punkten im Mai 2007 und ein Rekordtief von 735,6 Punkten im August 1992. Die Wiener Börse liefert täglich Daten zu sieben wichtigen Börsenindizes, wobei der ATX-Index derjenige ist, der von Analysten am genauesten beobachtet wird. 

Die Märkte haben nach ihrer starken V-förmigen Erholung in letzter Zeit stagniert, da die Anleger abwarten, ob es eine weitere Coronavirus-Welle geben wird oder nicht. Märkte mit geringeren Corona-Restriktionen laufen generell positiver als Märkte mit vielen Beschränkungen. (Man mag dies moralisch einordnen, aber das ist zumindest hier ein anderes Thema.)

Die Korrelation zu Aktien und Liquidität ist offiziell für Unternehmen wichtig, die in den ATX aufgenommen werden wollen. Diese müssen über starke Bilanzen und ein starkes Geschäftsmodell verfügen, auch um bei einem weiteren Lockdown am wenigsten betroffen zu sein. 

Wiener Aktienmarkt: viel Potenzial auch für private Investoren?

Gerade während der Coronakrise haben viele Privatleute Chancen für sich erkennen wollen und haben seitdem in Aktien investiert. Doch lohnen Apps, Websites und Portale?

Galileo

An und für sich sind Privat-Investitionen keine schlechte Sache, doch hier sind nicht nur, aber auch sogenannte Heuschrecken am Werk. Diese Unternehmen spezialisieren sich darauf, in eine bestimmte Branche einzufallen (hier Aktienmarkt), alles kahl zu fressen (kurzfristigen Gewinn einfahren) und dann weiterzuziehen (dasselbe Geschäftsmodell in der nächsten Branche anwenden). Im Fall des österreichischen Aktienmarkts ist das Problem, dass diese Investitionen meist durch Laien durchgeführt werden, diese Laien sich auf den Herdeninstinkt stützen (algorithmisch gestützt durch die Plattformen) und die Plattformen durch Dienstleistergebühren verdienen.

Sicherheit beim Onlinebroker?

Nicht zu vernachlässigen ist auch der Aspekt der Sicherheit und des Datenschutzes, denn bei online abgewickelten Aktiengeschäften werden definitiv sehr sensible Daten gehandelt und getauscht. Nicht nur muss hier die Datensicherheit beachtet werden, sondern auch eine Abwägung getroffen werden zwischen dem Schutz personenbezogener Daten bzw. von Investoren und der Pflicht zur Herausgabe dieser Daten bspw. an Ermittlungsbehörden, Finanzämter oder sonstige Organisationen. Denn nicht immer ist die Aufforderung einer Behörde auf Herausgabe von Daten auch verhältnismäßig. Dazu kommt auch die aktuell herausgehobenere Stellung, die die Finanzbranche auch zu einem lohnenderen Angriffsziel für Kriminelle macht.

"Für IT-Sicherheitsdienstleister herrscht Hochkonjunktur. Durch den enormen Digitalisierungsschub in der Finanzbranche sind die Cyberattacken entsprechend stärker geworden. Daher ist die richtige Vorsorge extrem wichtig. Gelingt es Angreifern erst die Banking APP oder den Web-Server zu hacken, ist es meist zu spät, weiß Lars Müller von RecoveryLab, die sich mit der Datenwiederherstellung von gehackten Serversystemen beschäftigen.
Er ist sich sicher, dass die aktuelle Bedrohungslage für IT-Schwachstellen noch lange nicht auf dem Höhepunkt ist.

Der ATX in der Coronakrise

Doch unabhängig von IT-Sicherheitsstandpunkten hat die Coronavirus-Pandemie die Märkte zu Beginn dieses Jahres erschüttert. Die meisten Indizes erlebten einige der größten täglichen Einbrüche in der Geschichte der globalen Aktienmärkte. So blieb auch nicht der österreichische Aktienmarkt verschont. Seit Anfang 2020 sank der ATX um 983 Punkte oder 30,44 Prozent, wie der Handel mit einem Differenzkontrakt (CFD) zeigt. Jedoch erholte dieser sich schneller als andere Aktienmärkte und schloss im August 2020 bei 2.217,1 Punkten. Die schnelle Erholung des ATX liegt vor allem daran, dass viele Menschen anfingen, darüber nachzudenken, wie sie ihr Geld am besten anlegen können. Dabei waren vor allem die niedrigen Zinsen ein Ansporn in Aktien zu investieren.

Doch der ATX ist nicht einmal ein sehr gut laufender Index. Er gehört eher zu den schlechten Indizes, denn seit Corona-Beginn entwickelt sich Österreichs Leitindex insgesamt negativ. Zum Vergleich: Der deutsche Nachbar mit seinem DAX ist schon fast wieder auf dem Niveau des Vorjahres angelangt, während der ATX immer noch fast ein Drittel unter seinem Vorjahresniveau liegt. 

Fazit: Aktienhandel online

Das zentrale Problem dieser Aktien-Apps, -Tools und -Plattformen ist, dass sie sich auf echte oder herbeigeredete Algorithmen stützen. Doch Algorithmen sind fehlbar. Ein guter Algorithmus basiert auf Zufällen und basiert auf Statistik, wohingegen bei Aktien antizyklisch investiert werden sollte - also genau entgegen jeden Trends, aber mit dem Hintergrundwissen, um abschätzen zu können ob der aktuelle Kursverfall nur temporär ist oder endgültig. (Christian Allner, 13.10.2020)

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