Mittlerweile hat Nintendo in den USA zwei Klagen wegen des Joycon-Drifts am Hals.

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Vielen Besitzern beschert die Nintendo Switch große Freude. Titel wie Zelda: Breath of the Wild und diverse Mario-Games haben sich längst einen Platz im Herzen vieler Spieler erobert. Doch einigen Nutzern der Switch macht ein ärgerliches Phänomen zu schaffen: Der sogenannte Joycon-Drift.

Unter der Bezeichnung versteht man einen vermutlich durch Abnutzung oder eindringenden Schmutz bedingten Fehler der kleinen Joysticks auf dem Gerät, wobei jener auf der linken Seite häufiger betroffen scheint. Dieser wird in der Regel für Bewegungen und somit häufiger genutzt, verschleißt also auch schneller. Das dadurch entstehende Problem äußert sich darin, dass einerseits die Erkennung von Steuereingaben nicht mehr präzise ist und es andererseits auch passiert, dass das System Steuerinputs erhält, obwohl man den Joycon-Controller gar nicht berührt.

Reparaturprogramm

Nachdem das Problem im Sommer 2019 medial breitere Aufmerksamkeit bekam, startete Nintendo ein Programm zur kostenlosen Reparatur betroffener Geräte bzw. dem Austauch nicht reparabler Joycons. Befandsich die Konsole aber nicht mehr im Garantiezeitraum, so verlangte Nintendo für die Reparatur fast so viel Geld, wie der Kauf eines einzelnen, neuen Joycons kosten würde. Sie zahlte sich dann praktisch nur noch aus, wenn beide Controller betroffen sind.

Dieses Vorgehen wurde nach der Häufung an Beschwerden offenbar ohne Ankündigung geändert. Der Support soll seitedem ältere Geräte gratis reparieren und auch Kosten für zuvor durchgeführte Joycon-Reparaturen erstattet haben.

Nutzer greifen zu Reinigungsmittel und Werkzeug

Betroffen sind sowohl die Switch der ersten Generation, als auch das aufgefrischte Modell aus dem vergangenen Herbst, ebenso wie die günstigere Switch Lite. Für Lite-Besitzer ist das Problem noch einmal gravierender. Da die günstigere Variante der Switch nicht über abnehmbare Controller verfügt, müssen sie während der Wartezeit auf die Reparatur komplett auf ihre Konsole verzichten.

Manche Betroffene haben versucht, das Steuermodul mit Isopropylalkohol oder Druckluft zu reinigen, jedoch mit gemischten Ergebnissen. Einzelne Nutzer mit Bastelambitionen haben den Joystick selbst mit einem Ersatzteil ausgetauscht. Ein solcher Eingriff allerdings kann zum Erlöschen etwaiger Garantieansprüche führen.

Mutter zieht für Kind vor Gericht

Eine verärgerte Mutter hat nun in Kalifornien im Namen ihres Kindes eine Klage gegen Nintendo eingebracht. Obwohl das Problem seit Jahren bekannt sei, habe Nintendo keine Schritte gesetzt, es nachhaltig – also mit Änderungen am Aufbau des Joycon-Moduls – zu beheben, heißt es darin. Zudem werde die Konsole weiterhin unverändert und ohne Hinweis auf das Problem vermarktet.

Sie hat ihrem Zögling im Dezember 2018 eine Switch geschenkt und seitdem seien bereits zwei Paar der Controller vom Joycon-Drift betroffen gewesen. Hätte sie damals über diese Schwäche Bescheid gewusst, hätte sie die Konsole nicht erworben oder auf ein Angebot mit erheblich günstigerem Preis gewartet.

Der Prozess ist als Sammelklage angelegt. Andere Betroffene können sich also mit gleichlautenden Beschwerden anschließen. Tatsächlich ist es nicht das erste Verfahren gegen Nintendo in der Causa. Seit 2019 läuft bereits eine von einer Kanzlei initiierte Klage. Zuletzt ersuchte dieses um die Zusendung von Videos, die den Joycon-Drift in Aktion zeigen, um die dadurch entstehenden Probleme besser vor Augen führen zu können. (gpi, 7.10.2020)