Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) argumentiert häufig mit Zahlen. Nun weichen die einen offiziellen Daten um tausende Fälle von anderen offiziellen Daten ab.

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In Österreich waren am Mittwoch 9.519 Menschen Corona-positiv. Oder es waren 11.641 Menschen Corona-positiv. Welche der beiden Informationen man erhält, kommt lediglich auf die öffentliche Stelle an, bei der man nachfragt. Als die dem Gesundheitsministerium nachgeschaltete Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (Ages) am Dienstag das amtliche Covid-19-Dashboard übernommen hat, stieg die Zahl der aktiven Infektionen mit einem Schlag um mehr als zweitausend Personen an. Errechnet man den Stand jedoch aus den Angaben eines weiterhin täglich vom Innenministerium veröffentlichten Memos, ergibt sich eine Fortschreibung der niedrigeren Zahl.

Es sind nicht die ersten Verwirrungen um Österreichs Covid-19-Daten. Mittlerweile dreimal wurden zehntausende negative Testergebnisse nachgetragen, die in irgendwelchen Schubladen liegengeblieben waren. Seit Mitte April führen die Behörden zwei Listen mit Todesfällen, und erklärt wird das wie im jüngsten Fall mit Definitions- und Registrierungsdifferenzen. Bei der berüchtigten Corona-Ampel ist bis heute nicht klar, welchen Einfluss die erhobenen Daten auf die Umfärbung einzelner Bezirke haben und welchen die darauffolgende politische Debatte.

Keine Vertrauensbasis

Während andere Länder bald nach Beginn der Pandemie vorbildliche Datenstreams zur Verfügung stellten, wurstelt Österreich seit mehr als einem halben Jahr mit immer neuen und umprogrammierten Dashboards und Übersichtstabellen dahin, was die Ergebnisse inkonsistent, oberflächlich und schwer maschinenlesbar macht.

Für uns Datenjournalisten ist das nur nervig und ein Mehraufwand. In der allgemeinen Bevölkerung untergraben die mangelnde Transparenz und Konstanz aber das Vertrauen in die Regierung. Dabei wäre es gerade für die Bürger wichtig nachvollziehen zu können, auf Basis welcher Fakten etwaige neue Maßnahmen eingeführt werden, wenn sie sie auch befolgen sollen. (Michael Matzenberger, 7.10.2020)