Heinz-Christian Strache und Karl Baron bei der Wahlkampfabschluss-Veranstaltung des Teams HC Strache am Viktor Adler Markt.

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Die ersten paar Reihen hinter dem Absperrgitter vor der Bühne sind eine Stunde vor dem Auftritt von Heinz-Christian Strache schon gefüllt. In alter Tradition lud Strache am Mittwoch Abend mit seiner Partei, dem Team HC Strache, zum Wahlkampffinish auf den Viktor Adler Markt in Favoriten. Doch dieses Mal sind die Luftballons nicht blau, sondern weiß. Und es werden Schlager zur Einstimmung vorgetragen, allerdings nicht von der John Otti Band.

Und so ist beim Wahlkampfabschluss von Strache einiges anders, aber auch vieles wie immer. Einige schwenken kleine Fahnen, andere summen die Schlager mit. Viele jener, die jetzt hier stehen, sind nicht zum ersten Mal hier. Doch die Stimmung ist eher bescheiden, schon nach wenigen Metern dünnt sich das Publikum merklich aus. Die, die hergekommen sind, sind eingefleischte Fans ihres politischen Idols. Und viele fühlen sich betrogen – nicht nur von den Medien oder den Regierenden, sondern auch von der FPÖ.

Preisen des Corpsgeistes

Das wird dann auch eines der bestimmenden Themen der Wahlveranstaltung werden: Die Tatsache, dass Strache "mit einem Tritt in den Hintern vor die Tür gesetzt wurde", wie Klubobmann Karl Baron es während seiner Rede formuliert. Denn der Plan A sei "immer gewesen, Strache wieder in der freiheitlichen Familie unterzubringen." Eine eigene Partei sei immer nur Plan B gewesen. Und dieser – damals noch unter dem Namen "Allianz für Österreich" – sei schließlich "immer als Startrampe für das politische Comeback von HC" gedacht gewesen. Fest stehe, dass sich "Verrat nicht lohnen darf", sagt Baron und ruft die Besucher dazu auf, "das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen."

Ins gleiche Horn stoßt Generalsekretär Christian Höbart: Die Menschen würden seit Jahren wissen, dass Strache für Wien und die Wiener da gewesen sei: "Nur wo HC draufsteht, ist der originale Weg des HC drinnen." Auf "dieser spanischen Ferieninsel" hätte er zudem "mehrmals betont, dass er nichts Illegales machen wird." Schließlich preist er den "vielbeschworenen Corpsgeist: Man steht und fällt gemeinsam."

Volksbegehren angekündigt

Im Publikum sind vor allem die Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie Thema; zum Teil wird hitzig über die von der Regierung getroffenen Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie diskutiert. Der Großteil des Publikums trägt Maske, wiewohl im Vergleich zu anderen Menschenansammlungen ein überproportional großer Anteil darauf verzichtet. Mit dem Abstand nehmen es nicht alle so genau. Erich Michel Bürger, Platz 16 auf der Landesliste, wird kurz die Bühne betreten, um für eine Petition zu werben, die einen Schuldenschnitt für die Gastro- und Tourismusbranche fordert. "Wien ist eine kalte Stadt geworden", sagt er anschließend. Und die Corona-Maßnahmen "die schwerste Körperverletzung seit dem zweiten Weltkrieg."

Erst heute kündigte Strache an, dass er im Falle des Einzugs ein Volksbegehren gegen die "unsinnigen Corona-Zwangsmaßnahmen" starten wolle. Forderungen: Verbotspolitik beenden und zur "Lebensnormalität" zurückkehren.

Gegen Impfpflicht

Als Strache schließlich die Bühne betritt, wird er mit "HC! HC! HC!"-Rufen begrüßt. Zu Beginn geht es um seinen politischen Fall – vom Vizekanzler zum Parteiausschluss. Es ist die Rede von einem "Vernichtungsfeldzug der Medien" gegen Strache: Es sei "keine Schande, zu Boden zu gehen." Entscheidend sei, "dass man wieder aufsteht." Dann wendet sich Strache gleich dem Kampf gegen die Corona-Maßnahmen zu, ein Thema, für das er viel Applaus ernten wird. So habe man während des Lockdowns erleben können, wie schnell sich eine Demokratie zu einem autoritären Staat entwickeln könne, sagt Strache. Zudem will er sich gegen einen Impfzwang einsetzen und auch "gegen einen Impfstoff, der die DNA angreift."

Es müsse Schluss sein mit einer Politik der Panik und Angstmache, meint Strache und ergeht sich dann in einigen Wortspielen: So würde Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) "im "Volksmund nur mehr Angstschober genannt", während man, wenn etwas schiefläuft, nur mehr davon reden würde etwas "verblümelt" zu haben. Doch auch gegen seine jetzigen direkten politischen Konkurrenten teilt er aus; so sei Michael Häupl im Gegensatz zu Michael Ludwig (SPÖ) "zumindest noch wer gewesen", Birgit Hebein (Grüne) sei eigentlich Kommunistin und an seinen einstigen politischen Ziehsohn Dominik Nepp (FPÖ) richtet er die Worte: "Oh du mein Sohn Brutus! Man liebt den Verrat aber niemals den Verräter!"

Erinnerung an Haider

Und schließlich kommt Strache auf sein einstiges Vorbild, dann Feindbild – und jetzt wieder Vorbild – Jörg Haider zu sprechen: Er erinnert daran, dass am 11. Oktober nicht nur die Wien Wahl über die Bühne geht, sondern sich auch der Todestag von Jörg Haider zum 12. Mal jährt. Im Publikum folgt darauf zurückhaltendes Klatschen. "Haider konnte sich nicht mehr gegen Anpatzungen wehren, weil er nicht mehr unter den Lebenden weilt", sagt Strache. "Mein Vorteil ist: Ich lebe und kann mich wehren!", sagt der Ex-Vizekanzler und erntet damit den größten Applaus bisher. Bei der anstehenden Wahl wünscht er sich ein "politisches Erdbeben" und ein Ergebnis im zweistelligen Bereich. Tatsächlich muss Strache um den Einzug in den Gemeinderat zittern; laut Umfragen gelten seine Chancen aber als intakt.

Die Veranstaltung endet schließlich mit dem Abspielen des Wahlkampfsongs "HC is back!", der in Falco-Stil aufgenommen wurde und gegen den die Falco-Privatstiftung rechtliche Schritte ankündigte. (Vanessa Gaigg, 7.10.2020)