"A Fish Tale" – beim Jüdischen Filmfestival.

Foto: JFW

In Mauthausen befand sich von 1938 bis 1945 ein Konzentrationslager, in dem rund 90.000 Menschen getötet wurden. Mauthausen war aber auch während dieser Zeit ein normaler oberösterreichischer Ort, in dem ein junger Mann wie Franz Hackl Schlosser lernen konnte – nur war sein Ausbildungsbetrieb Teil des Lagers.

Diese Konfrontation zwischen Schrecken und Alltäglichkeit steht im Mittelpunkt des Dokumentarfilms Mauthausen – Zwei Leben von Simon Wieland, der in knapp zwei Wochen beim Jüdischen Filmfestival Wien zu sehen sein wird – der Regisseur wird bei der Vorstellung anwesend sein und zu einem Gespräch zur Verfügung stehen.

Zwei Wochen lang gibt es bis zum 21. Oktober beim Jüdischen Filmfestival ein vielfältiges Programm, in dem sich die Lebenswirklichkeiten jüdischer Menschen in Israel und in aller Welt widerspiegeln; dazu kommt ein historischer Schwerpunkt, der sich auf 75 Jahre Kriegsende und 30 Jahre Fall der Berliner Mauer bezieht, wobei man da passenderweise auch einige Filme aus der Werkstatt des vor einem Jahr verstorbenen legendären Produzenten Artur Brauner zeigen kann (Morituri und Zeugin aus der Hölle).

Seine Tochter Alice Brauner, selbst Produzentin und Journalistin, wird die Eröffnungsrede beim Filmfestival Wien, das im Village Cinema und im Metro Kinokulturhaus läuft, halten. Hervorzuheben wäre unter den alten Filmen noch The Juggler von Edward Dmytryk, mit Kirk Douglas in der Hauptrolle, gedreht im damals noch ganz jungen Staat Israel.

Neues Leben

Die aktuellen Umstände in Israel spielen im Programm natürlich eine wichtige Rolle, mit zum Teil auch unerwarteten Aspekten: In A Fish Tale von Emmanuelle Mayer geht es um Migranten aus Ghana, die versuchen, sich in Israel ein neues Leben aufzubauen, und dabei immer auch die Perspektive im Auge behalten, ob es nicht besser wäre, es in Westeuropa zu probieren; in The Dead of Jaffa nimmt ein kinderloses Ehepaar illegal drei Kinder aus Gaza bei sich auf; in Mrs. G. geht es um eine Frau, die eine weltweit erfolgreiche Bademodefirma aufgebaut hat.

In zahlreichen Beiträgen geht es aber auch um Historisches, so widmet sich eine Dokumentation der Erfolgsgeschichte des Musicals The Fiddler on the Roof, eine andere dem berühmten Hollywood-Produzenten Carl Laemmle.

In den Rahmenprogrammen geht es um die aktuellen Erfahrungen mit Antisemitismus (bei einer Diskussion unter anderem mit Doron Rabinovici), aber auch um Axel Cortis Hitler-Film Ein junger Mann aus dem Innviertel, der durch einen Vortrag einen neuen Kontext bekommt, oder um jüdische Themen bei der DDR-Filmfirma DEFA, wozu der Filmhistoriker Ralf Schenk sprechen wird. (reb, 8.10.2020)