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Der Schwierigkeitsgrad könnte sich steigern. 2019 sei das "herausforderndste Jahr" ihrer Tätigkeit bei den Casinos Austria gewesen, schilderte Bettina Glatz-Kremsner jüngst als Auskunftsperson im Ibiza-U-Ausschuss. Was die Chefin des teilstaatlichen Glücksspielkonzerns meinte: Die Verwerfungen, die der Umbau des Casinos-Führungsgremiums rund um Peter Sidlos Bestellung im Vorjahr zur Folge hatte.

Der Umbau hat Glatz-Kremsner, im Vorstand ehemals für die Finanzen zuständig, selbst an die Spitze des Unternehmens gebracht. Hier angelangt könnte 2020 noch schwieriger werden für die Handelswissenschafterin als 2019: Nun geht es um sie selbst. Die WKStA hegt auf Basis von Nachrichten zwischen ihr und dem Chef der Staatsholding Öbag, Thomas Schmid, den Verdacht, Glatz-Kremsner ("Viribus Unitis", schrieb sie an Schmid) habe in den Ermittlungen als Zeugin falsch ausgesagt. Sie weist diese Vorwürfe zurück.

ÖVP-Begleitung

All ihre Energie habe sie für das Wohl des Unternehmens investiert, sagte sie im U-Ausschuss, sich von der Projektorganisatorin "hinaufgearbeitet", in einer männerdominierten Branche zumal. Energie spricht der Frau niemand ab, Ehrgeiz und Branchenkenntnis ebensowenig. Die parteipolitische Komponente – die in Wien geborene, in Ungarn aufgewachsene heutige Wahl-Niederösterreicherin war von Juli 2017 bis April 2019 Stellvertreterin von ÖVP-Parteiobmann Sebastian Kurz – wird weniger oft beleuchtet.

Kurz hat die 58-jährige Mutter eines Sohnes näher kennengelernt, als er Staatssekretär war. In der ÖVP wird erzählt, Erwin Pröll habe die beiden einander einst vorgestellt. Im tiefschwarzen Niederösterreich lebt Glatz-Kremsner nicht nur, dort wurde sie politisch sozialisiert.

"Auf dich können wir uns verlassen"

Begonnen hatte das 1983 mit einer Fehlleistung. Die WU-Studentin warb im Wahlkampf um Stimmen für die ÖVP und wollte – ausgerechnet – Erwin Pröll anwerben. Viele Jahrzehnte und 15 Wahlkämpfe später, bei denen sie den langjährigen Landeshauptmanns begleitet hat und zuletzt auch im Personenkomitee war, wurde der Vielarbeiterin hohe Ehre zuteil.

Im Oktober 2016 überreichte ihr Pröll das "Silberne Komturkreuz des Ehrenzeichens für Verdienste um das Bundesland Niederösterreich". Prölls Lobesworte: Die Managerin sei "fachlich beschlagen, mit starkem Charakter ausgezeichnet und nie oberflächlich: Auf dich können wir uns verlassen."

Trotzdem, als Kurz seine Parteifreundin unter Türkis-Blau zur Finanzministerin machen wollte, lehnte sie ab. Warum? Viele sagen, weil sie viel weniger verdient hätte, andere, weil sie abhängiger geworden wäre. Sie selbst betont: "Ich bin eine Frau in der Wirtschaft und nicht eine Frau aus der Wirtschaft."

Geld und Zukunft

Eine Frau mit Geld jedenfalls: Beim Umstieg von der Finanz- zur Vorstandschefin bekam sie 1,6 Millionen Euro Abfertigung, im Ruhestand winkt eine schöne Betriebspension. Aber wie sicher ist ihr Job noch? Casinos-Aktionär Öbag steht hinter Glatz-Kremsner, beim Mehrheitsaktionär Sazka soll ihr Standing nicht mehr so gut sein. (Renate Graber, 7.10.2020)