Das Vestibül im Burgtheater befindet sich für die kommenden sieben Jahre im Teilbesitz der Stadt Wien.

Foto: Vestibül

Wien – Irgendwie lag es auf der Hand, warum der Wiener Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ) diesen Medientermin im Vestibül stattfinden ließ. Das Lokal im Wiener Burgtheater ist eines von drei Unternehmen, an denen sich die Bundeshauptstadt beteiligt. Es ist die zweite Runde des Beteiligungsvehikels "Stolz auf Wien", bei dem die Stadt gemeinsam mit der Wirtschaftskammer und weiteren Investoren Wiener Unternehmen unterstützen will, die aufgrund der Corona-Krise in eine wirtschaftliche Notlage geraten sind. Bei den beiden weiteren Unternehmen handelt es sich um das Café Ritter in Ottakring und die Elektrofirma Compact Electric aus Liesing.

Insgesamt fließen 600.000 Euro in die drei Unternehmen, gab Hanke am Donnerstag – kurz vor der Wien-Wahl – bekannt. Die genaue Aufschlüsselung wird allerdings nicht verraten. Man geht bei der Initiative jedenfalls davon aus, dadurch 66 Arbeitsplätze zu sichern. Das Vestibül im Burgtheater feierte dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen, wie betont wurde. Noch deutlich länger existiert das Café Ritter. Das Jugendstilkaffeehaus wurde 1907 gegründet – und galt unter anderem als Stammlokal von Fußballlegende Ernst Happel.

Gespräche mit der Hotellerie

Die Stadt beteiligt sich mit maximal 20 Prozent pro Unternehmen, nach spätestens sieben Jahren sollen die Anteile wieder verkauft werden. Der Bewertungsspielraum sei kürzlich nach unten und nach oben ausgedehnt worden – 50.000 beziehungsweise zwei Millionen Euro, sagt die Geschäftsführerin der Beteiligungsgesellschaft Barbara Forsthuber. Bei einigen kleineren Betrieben, vor allem in der Gastro, gehe das nicht anders. "Wir bekommen zahlreiche Anfragen und versuchen in sechs bis acht Wochen die Prüfungsphase durchzubekommen. Wir verhandeln aktuell auch mit einigen Interessenten aus der Hotellerie." Namen nennt sie allerdings nicht.

Um für eine Beteiligung infrage zu kommen, müssten Unternehmen ein starker Teil der Wiener Identität sein, volkswirtschaftliche Bedeutung vorweisen, zumindest "ein paar Jahre" bestehen, hohe Relevanz für die Wirtschafts- und Innovationsstrategie Wien 2030 haben und Arbeitsplätze sichern.

Die ersten beiden Firmen, die unterstützt wurden, waren der Schmuckhersteller Frey Wille und Adamol Motorenöle. Größere Beteiligungen werden hingegen weiterhin auf herkömmlichem Weg über die Wien-Holding abgewickelt.

Eigenkapital stärken

Die Bundeshauptstadt stellt bei der Aktion 20 Millionen Euro zur Verfügung. Zudem bringen Wirtschaftskammer Wien, Bawag, Erste Bank, Bank Austria, Wiener Städtische und AVZ-Privatstiftung weitere 20 Millionen an Kapital ein. "Unternehmen brauchen Unterstützung im Eigenkapitalbereich, deshalb haben wir uns für dieses Instrument entschieden", sagt Hanke.

Für eine zweite Finanzierungsrunde sei man mit Partnern wie der Immofinanz, S-Immo und Hans Peter Haselsteiner in Verhandlung, da gehe es um zehn Millionen Euro. Hankes erklärtes Ziel lautet, ein Gesamtvolumen von 60 Millionen Euro zu erreichen. Die Investments werden von einem Beirat geprüft, dem unter anderen Franz Vranitzky, Christian Konrad und Erich Hampel angehören. (and, 8.10.2020)