Um 17 Uhr schließen die Wahllokale.

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Frage: Wann werden wir wissen, wie die Wien-Wahl am Sonntag ausgegangen ist?

Antwort: Das endgültige Ergebnis wird eventuell am Montag, aller Voraussicht nach aber erst am Dienstag vorliegen. Damit rechnet zumindest das Büro von Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ), das für die Abwicklung der Wahl zuständig ist.

Frage: Wann gibt es Hochrechnungen?

Antwort: Um 17 Uhr – zu diesem Zeitpunkt schließen auch die Wahllokale – wird es eine erste Trendprognose der Meinungsforschungsinstitute Sora und Peter Hajek gegeben. Dafür werden Umfragen unter Wiener Wahlberechtigten herangezogen, die im Zeitraum von Mittwoch bis Samstag durchgeführt wurden. Gegen 18 Uhr wird es vermutlich die erste Hochrechnung geben. Diese wird auch Prognosen für die Briefwahl beinhalten. Im Gegensatz zur Trendprognose wird die Hochrechnung nicht nur Prozentergebnisse, sondern auch eine geschätzte Mandatsverteilung enthalten. Die Schwankungsbreite wird zu diesem Zeitpunkt noch bei eineinhalb bis zwei Prozent liegen, sagt Meinungsforscher Christoph Hofinger von Sora zum STANDARD. Etwas später wird auch eine Hochrechnung für die ersten Bezirke vorliegen, vermutlich zwischen 19 und 20.30 Uhr.

Frage: Warum ist heuer alles so kompliziert?

Antwort: Die Wien-Wahl 2020 wird eine besondere Herausforderung für die Hochrechner werden. Der Grund liegt in der Rekordanzahl der Wahlkarten: Mit 382.214 Stück wurden so viele ausgestellt wie noch nie zuvor. "Die Wahlkartenprognose hat's in sich", sagt Hofinger. Um möglichst nahe an das Ergebnis heranzukommen, werden die Briefwahl-ergebnisse der Wien- Wahlen 2015 und der Nationalratswahl 2019 in Wien einberechnet. Hinzu kommen noch die Umfragen, die ebenfalls einfließen werden. Denn besonders herausfordernd ist die Tatsache, dass sich die Wahlkartenwählerstruktur durch die coronabedingt erhöhte Nachfrage ändern wird. "Da brauchen wir ein glückliches Händchen", sagt Hofinger. Es sei "eine der komplexesten Wahlen" im 26-jährigen Bestehen von Sora.

Frage: Wann gibt es erste Ergebnisse?

Antwort: Die Stadt Wien wird die Ergebnisse laufend online veröffentlichen, sobald diese vorliegen. Zuerst wird man sich auf das Auszählen der Gemeindeebene konzentrieren, die Bezirksergebnisse werden also etwas später folgen. Mit einem ersten vorläufigen Ergebnis auf Gemeindeebene ist "vor 21 Uhr" zu rechnen, heißt es von der Stadt Wien. Die Bezirke werden ebenfalls noch Sonntagabend beziehungsweise -nacht fertig ausgezählt und dann auch in den Abend- und Nachtstunden eingespeist. Aber: Alle Angaben zu den Uhrzeiten sind ohne Gewähr. DER STANDARD wird alle relevanten Informationen veröffentlichen, sobald diese verfügbar sind.

Frage: Was bedeutet das alles für den Wahlabend?

Antwort: Die ersten Ergebnisse sind mit großer Vorsicht zu genießen, da die Wahlkarten noch nicht einberechnet sind. Die Hochrechnungen werden aussagekräftiger sein.

Frage: Was ist mit den Wahlkarten?

Antwort: Bis Freitagmittag war es möglich, eine Wahlkarte zu beantragen. Aufgrund des hohen Andrangs wurde das Personal im Vergleich zur Nationalratswahl 2019 in den Wahlreferaten um 163 Personen aufgestockt. Bereits vor einigen Tagen war klar, dass bei der diesjährigen Wien-Wahl eine Rekordanzahl an Personen mit Wahlkarte wählen wird. Ob man dann per Brief oder doch mit der Wahlkarte vor Ort im Wahllokal wählte – was auch schon vor Sonntag möglich war –, blieb den Wahlberechtigten selbst überlassen.

Frage: Wann werden die Wahlkarten ausgezählt sein?

Antwort: Der Aufwand für das Auszählen wird weit höher sein als sonst: Das liegt einerseits an der Rekordanzahl der ausgestellten Wahlkarten, andererseits an den coronabedingten Hygieneregeln, die das Auszählen verlangsamen. Die Bestimmung, dass das Wahlkartenergebnis spätestens am Montag vorliegen muss, wurde deshalb bereits aus der Wahlordnung gestrichen. Ein Vergleich mit dem Wahljahr 2015: Damals mussten 203.000 Wahlkarten ausgezählt werden, und es gab keine spezielle Hygienevorschriften wegen Corona.

Frage: Was wird besonders spannend?

Antwort: Heinz-Christian Strache wird mit seiner nach ihm benannten Partei um den Einzug in den Gemeinderat zittern müssen. Es kann also bei einer geschätzten Schwankungsbreite von einem Prozent selbst nach Vorliegen der Urnenergebnisse sein, dass am Sonntag noch nicht klar ist, ob Strache den Einzug geschafft hat, wenn er knapp über oder unter der Fünfprozenthürde liegt. Dasselbe würde natürlich auch für einen Überraschungserfolg einer der Kleinparteien gelten. Der Einzug oder Nichteinzug ist aufgrund der Mandatsverteilung auch für andere Parteien relevant. Daran hängen schließlich auch Koalitionsoptionen wie etwa Rot-Pink. (Vanessa Gaigg, 11.10.2020)