Herr Rossi sucht das Glück. Der Titel ist aus Sicht von Marco Rossi fast schon abgedroschen. Er zierte ursprünglich einen Trickfilm (1976), jetzt ziert er unzählige Marco-Rossi-Storys. Dabei ist der Eishockeystürmer selbst erst 19 Jahre alt. Doch längst gilt er als Österreichs größte Hoffnung in diesem Sport, nicht erst, da er von Minnesota Wild gedraftet wurde.

Marco Rossi, 19 Jahre alt, 1,77 Meter groß, 83 Kilo schwer, als Nummer neun gedraftet.
Foto: AFP/Stobe

Der Draft der National Hockey League (NHL) ist dieser Tage aus bekannten Gründen virtuell abgelaufen. Der Vorarlberger Rossi verfolgte das Geschehen daheim in Rankweil mit. Er wurde in dem weltweiten Auswahlverfahren als Nummer neun gezogen. Zu Minnesota gibt es insofern Bezug, als dort schon zwei Landsleute die Hockeystiefel schnürten, Christoph Brandner und Thomas Vanek. Vanek, 2003 an fünfter Position gedraftet und seit kurzem in Sportpension, lief dem großen Erfolg vergeblich nach.

Rossi will ihn übertrumpfen, sagt: "Ich will den Stanley-Cup gewinnen. Ich will immer gewinnen, egal ob im Eishockey, im Fußball, im Tennis oder im Schach. Das ist meine Mentalität." Klingt nach Ego, doch Rossi ist vor allem auch einer, der Teamkollegen stärker macht. Sein Selbstvertrauen kommt nicht von ungefähr. Im Nachwuchsbereich hat Rossi als Center (Mittelstürmer) wie wild gescort, oft spielte er gegen viel ältere Burschen, nicht selten spielte er sie schwindlig.

Eine Analyse für Feinschmecker.
Draft Dynasty

475.000 Kilometer

Bei der VEU Feldkirch, wo schon sein Vater Michael verteidigte, hat Marco begonnen, mit 13 wechselte er zu den ZSC Lions nach Zürich. Der Vater chauffierte den Buben hin und her, zum Training, zu den Spielen, Tag für Tag. In vier Jahren legten sie 475.000 Kilometer mit dem Auto zurück. Im STANDARD-Sportmonolog stellte Michael Rossi fest: "Das Auto war zum Wegschmeißen. Ich eigentlich auch." Daheim, das soll nicht unerwähnt bleiben, gab es auch zwei Mädchen. Die Schwestern sind drei bzw. sechs Jahre älter als Marco. Um sie hat sich die Mutter gekümmert.

"Meine Frau hat Unglaubliches geleistet", sagt Papa Rossi. Und alle seien "unglaublich stolz auf den Marco". Ab 2018 sorgte der junge Rossi bei den Ottawa 67’s in der Ontario Hockey League (OHL) für Furore. Die Corona-Pause ließ er nicht ungenützt, im Gegenteil. "Kraft, Speed, Balance, Rumpf – ich hab mich in vielen Bereichen enorm verbessert." In Minnesota erhält er einen Standardvertrag über 2,775 Millionen US-Dollar für drei Jahre. Richtig spannend wird, was in den drei Jahren und danach passiert. (Fritz Neumann, 8.10.2020)