Der forcierte Ausbau von sauberer Energie aus Wind, Sonne und Biomasse könnte einen deutlichen Nettoeffekt haben auf dem Arbeitsmarkt: Linzer Ökonomen rechnen vorsichtig geschätzt mit zusätzlich 100.000 Jobs, die bis 2030 in Österreich entstehen werden.

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Wien – Die Arbeitsmarktdaten sind Corona-bedingt schlecht. Mit massiven Investitionen in den Umbau des Energiesystems könnten nun aber zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden, meint die für Klima und Energie zuständige Ministerin Leonore Gewessler (Grüne): den CO2-Ausstoß verringern durch massiven Ausbau erneuerbarer Energien und etwas für den Arbeitsmarkt tun. Als Nebeneffekt würden nämlich viele zusätzliche Arbeitsplätze entstehen.

Eine Idee, wie viele das sein könnten, liefert jetzt das Energieinstitut an der Johannes-Kepler-Universität in Linz. "Wir gehen von zusätzlich mehr als 100.000 Arbeitsplätzen aus, die mit dem Ausbau von ausgewählten erneuerbaren Energien im Zeitraum 2020 bis 2030 entstehen", sagte Robert Tichler bei der Präsentation der Ergebnisse am Donnerstag im Ministerium.

Konservativ gerechnet

Tichler ist einer von vier Autoren, die an der eigenfinanzierten Studie mitgewirkt haben. 100.000 sei als Nettozahl zu verstehen, berücksichtige also den Umstand, dass in einigen Branchen wie der Mineralölindustrie Jobs wegfallen – und sie sei konservativ gerechnet.

Grundlage dafür waren die Ausbauszenarien spezifischer Technologien zur Energieproduktion und -speicherung, darunter Biogas, Wasserkraft, Photovoltaik, Pumpspeicher und Windkraft. Als zusätzlich installierte Erzeugungskapazität wurden 42 Terawattstunden (TWh) bis 2030 unterstellt. Dies entspricht dem im Regierungsprogramm definierten Ausbauziel für Strom aus Erneuerbaren von 27 TWh plus 15 TWh, die auf Raumwärme, Mobilität und die Industrie entfallen.

Investitionen steigern das Bruttoinlandsprodukt

Laut der Studie steigern die zehn berücksichtigten Technologien durch jährlich erforderliche Investitionen von rund 4,5 Milliarden Euro bis 2030 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um etwa 9,8 Milliarden Euro pro Jahr. Durch die Verdrängung fossiler Energieproduktion könnten gut 13 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden, fast die Hälfte dessen, was sich Österreich bis 2030 vorgenommen hat. Die andere Hälfte könnte durch Maßnahmen im Verkehr, Effizienzsteigerungen oder andere Initiativen realisiert werden.

Ministerin Gewessler sieht die Bevölkerung großteils aufgeschlossen, den Weg mitzugehen. Wichtig sei es, die Menschen nicht vor vollendete Tatsachen zu stellen. (stro, 8.10.2020)