Nach dem Lockdown holten viele Österreicher ihre aufgestauten Kaufwünsche nach.

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Im Sommer konnte Österreichs Wirtschaft den Schaden durch die Corona-Krise teilweise wettmachen. Dem schweren Wirtschaftseinbruch von über zwölf Prozent im Frühjahr folgte ein kräftiger Rebound im Sommer von etwa zehn Prozent, wie das Wifo und IHS am Freitag bei ihrer Herbstprognose bekannt gaben. Demnach konnte die Hälfte des Anstieges der Arbeitslosigkeit bis September wieder abgebaut werden.

Für das vierte Quartal erwarten sich die Wirtschaftsforscher, dass die sommerliche Dynamik in der Konjunktur wieder schwindet. Beim Wifo rechnet man nur mit einem leichten Plus im letzten Quartal von 0,8 Prozent. Damit soll die Wirtschaftsleistung im gesamten Jahr 2020 um 6,8 Prozent gegenüber 2019 schrumpfen. Die Erwartungen der Ökonomen sind seit dem Sommer stabil.

Für 2021 erwarten die Konjunkturforscher einen deutlichen Anstieg der heimischen Wirtschaftsleistung um 4,4 Prozent. Das Institut für Höhere Studien (IHS) ist etwas optimistischer und rechnet mit einem Plus von 4,7 Prozent. Die großen Ungewissheiten bleiben der weitere Verlauf der Pandemie und etwaige Gegenmaßnahmen der Regierung. "Ein neuerlicher Lockdown im Herbst könnte bis zum Ende des Prognosezeitraums einen Wertschöpfungsverlust von 4,5 Prozent bewirken", heißt es in der Herbstprognose.

Lücke im Haushalt

Trotz des erwarteten Wirtschaftsaufschwungs für das kommende Jahr dürfte der Finanzminister noch schwer an den Folgen der Corona-Hilfen kauen. Nach einem erwarteten Minus von 9,7 Prozent des Bruttoinlandprodukts soll das Budgetdefizit auch 2021 noch 4,7 Prozent betragen, erwarten die Wifo-Ökonomen.

Ausgabentreiber seien vor allem die Kurzarbeit und Fixkostenzuschüsse. Staatliche Subventionen nehmen gegenüber 2019 um mehr als 13 Milliarden Euro zu, heißt es in der Prognose. Die Kosten der Kurzarbeit schätzt das Wifo auf 7,8 Milliarden Euro, für die Fixkostenzuschüsse sollen fünf Milliarden fließen. Auch das adaptierte soziale Sicherheitsnetz verursacht Mehrkosten: Höheres Arbeitslosengeld, höhere Notstandshilfe, der Kinderbonus, der Härtefallfonds und Co kosten 5,5 Milliarden Euro extra.

Arbeitslosenrate bleibt hoch

Die Arbeitslosenrate, die 2019 nach nationaler Rechnung 7,4 Prozent betrug, dürfte heuer auf 9,8 (Wifo) bis 9,9 (IHS) Prozent klettern und 2021 mit 8,8 bzw. 9,4 Prozent recht hoch bleiben. Nach 0,7 Prozent Budgetüberschuss gemessen am BIP im Vorjahr dürften heuer 9,4 bzw. 11,7 Prozent Budgetdefizit ins Haus stehen, 2021 dürfte das Minus dann 4,7 bzw. 6,1 Prozent betragen. Das Wifo ist hier gegenüber der letzten Prognose vom Juni etwas zuversichtlicher geworden, das IHS nicht.

Vom krisenbedingten Anstieg der Arbeitslosigkeit im heurigen Jahr wurde laut Wifo bis September bereits etwa die Hälfte wieder abgebaut. Und: Die Covid-19-Kurzarbeit sorgt zwar für eine starke Verringerung des Arbeitsvolumens – etwa die Hälfte des Rückgangs geht auf ihr Konto –, doch konnten dadurch Jobs erhalten werden. Das IHS begrüßt ausdrücklich die geplante Ausweitung der Ausgaben für aktive Arbeitsmarktpolitik gegen eine Verfestigung der Arbeitslosigkeit. (slp, red, 9.10.2020)