Nicht immer sind es verspannte Muskeln, wenn der Rücken schmerzt. Unter den Rheumapatienten findet man verstärkt auch unter 40-Jährige, sagt Rheumatologe Josef Hermann.

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Rückenschmerzen können schon in jungen Jahren das Leben zur Qual machen. Wenn sie über einen Zeitraum von mehr als drei Monaten anhalten, ist eine ärztliche Abklärung angeraten. Denn: Nicht immer sind verspannte Muskeln die Ursache für die Schmerzen – vielmehr kann es sich um entzündlichen Rückenschmerz bei bestimmten rheumatischen Erkrankungen handeln.

"Wer denkt schon mit Mitte Zwanzig an Rheuma?", sagt Rheumatologe Josef Hermann, von der Universitätsklinik Graz. "Dementsprechend lang fallen die Wege zur Diagnose für die jüngeren Betroffenen aus. Mehr als fünf Jahre dauert es im Durchschnitt, bis die Diagnose Axiale Spondyloarthritis (früher Morbus Bechterew) gestellt wird", so Hermann. Fünf Jahre, in denen die Betroffenen verschiedenste Stationen im Gesundheitssystem durchlaufen – von Physiotherapie über Allgemeinmedizin, Orthopädie und Radiologie bis zur Rheumatologie.

Zielgerichtete Therapien

Dabei sind eine frühzeitige Diagnose und damit ein früher Therapiebeginn überaus wichtig. "Eine adäquate Therapie führt nicht nur zu einer raschen Linderung der Schmerzen und in der Folge zu einer raschen Verbesserung der Lebensqualität, sondern trägt auch zur Verbesserung und Erhaltung der Beweglichkeit bei", so Hermann.

Hellhörig werden sollten Betroffene bei den folgenden Symptomen: Wenn Beschwerden vor dem 40. Lebensjahr beginnen, diese eher schleichend einsetzen, wenn sich die Schmerzen bei Bewegung verbessern, wenn die Schmerzen bei Ruhe nicht nachlassen und in der Nacht zum Aufwachen führen. "Das sind alles typische Hinweise auf die rheumatische Erkrankung Axiale Spondyloarthritis. Man sollten dann unbedingt eine Abklärung beim Rheumatologen in Betracht ziehen," betont Herrmann. Es gibt heute eine breite Palette an zielgerichteten Therapieoptionen für Patientinnen und Patienten – "denn niemand sollte jahrelang Schmerzen leiden".

Bewegung hilft

Die gute Nachricht ist, dass Betroffene selbst viel zu mehr Wohlbefinden beitragen können, beispielsweise durch moderate Bewegung und Sport. "Physiotherapie, Ausdauertraining und regelmäßige Bewegungsübungen sind wichtige ergänzende Elemente in der Behandlung von axialer Spondyloarthritis und tragen wesentlich zur Beschwerdefreiheit und Aufrechterhaltung der Beweglichkeit bei," so der Mediziner. (APA, 10.10.2020)