Das Internet ist voll von alternativen Meinungen zur Gefährlichkeit oder überhaupt zur Existenz von Corona. Trennt man die ausgesprochen verrückten, aber dennoch nicht selten geglaubten Theorien davon ab, bleiben eine Reihe von Stimmen, die man nicht sofort als jenseitig abtun kann: Mediziner, Wissenschafter, Fachleute. Etliche sind inzwischen auf profunden Widerspruch aus der Wissenschaft gestoßen, wie etwa der deutsche Mikrobiologe Sucharit Bhakdi oder der US-Mediziner John Ioannidis oder das deutsche "Netzwerk evidenzbasierte Medizin".

Der Vorsitzende dieses Netzwerks, der Mediziner Andreas Sönnichsen, der auch Leiter der Abteilung für Allgemein- und Familienmedizin am Zentrum für Public Health an der Med-Uni Wien ist, trat jetzt in Wien gemeinsam mit drei anderen Corona-skeptischen Ärzten auf. Tenor: Das ist gar nicht so gefährlich, die Maßnahmen sind übertrieben, oft sogar (Masken) schädlich. Übrigens: Die Med-Uni Wien hat sich schon im April vehement von Sönnichsens Aussagen distanziert.

Was ist die fachliche Antwort der Regierung, der Experten, auf die sie sich stützt? Laien können sich wundern über Sönnichsen: "Wir müssen uns daran gewöhnen, mit dem Coronavirus zu leben, und akzeptieren, dass Menschen daran sterben, so wie an Verkehrsunfällen, Influenza und Zigarettenrauch." Klingt ziemlich fatalistisch für einen Arzt. Aber wo ist der fundierte Widerspruch jener, die da einer halb kriminellen Politik bezichtigt werden? (Hans Rauscher, 8.10.2020)