Foto: AFP / Ozan Kose

Ankara – Die türkische Staatsanwaltschaft hat eine "verschärfte" lebenslange Haftstrafe gegen den seit drei Jahren inhaftierten Unternehmer und Mäzen Osman Kavala gefordert. Die Staatsanwaltschaft in Istanbul veröffentlichte am Donnerstag eine neue Anklageschrift gegen den prominenten Kritiker von Präsident Recep Tayyip Erdoğan. Darin wird Kavala wegen angeblicher Beteiligung am gescheiterten Putsch von 2016 der "versuchte Sturz der Regierung" und "politische Spionage" vorgeworfen.

Drei Mal lebenslänglich

Der gleichen Vergehen wird in der Anklageschrift der US-Professor Henri Barkey beschuldigt, dessen "örtlicher Mitarbeiter" Kavala gewesen sein soll. Für beide fordert die Staatsanwaltschaft in Istanbul drei Mal lebenslänglich mit verschärften Haftbedingungen sowie zusätzlich eine Gefängnisstrafe von 20 Jahren Haft wegen Spionage.

Im Februar freigesprochen

Der renommierte Unternehmer und Kulturförderer Kavala war im Oktober 2017 zunächst ohne Anklage festgenommen worden. Erst mehr als ein Jahr später wurde ihm vorgeworfen, die regierungskritischen Gezi-Proteste im Sommer 2013 finanziert und organisiert zu haben. Ein türkisches Gericht sprach ihn im Februar frei. Nur wenige Stunden später wurde er erneut festgenommen, dieses Mal unter Verweis auf den Putschversuch von 2016.

Kavala betreibt einen der größten Verlage der Türkei und setzt sich mit seiner Organisation Anadolu Kültür für den Dialog der Volksgruppen etwa im Kurdenkonflikt oder mit den Armeniern ein. (AFP, 8.10.2020)