In der Seestadt Aspern wurde 2015 die erste gemanagte Einkaufsstraße Österreichs geschaffen.

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Im Nordbahnviertel gibt es auf der Ostseite der Bruno-Marek-Allee u.a. schon die Bäckerei Gragger-Chorherr. Gegenüber wird gerade fleißig gebaut.

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Monika Hohenecker ist Geschäftsführerin der Nordbahnviertel Service Gmbh.

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Alexander Kopecek managt die Einkaufsstraße in der Seestadt Aspern.

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Die Schaffung belebter Erdgeschoßzonen gilt als das Um und Auf, wenn man einen neuen Stadtteil nicht zur vielzitierten Schlafstadt werden lassen will. In Wiener Neubauvierteln gibt es deshalb seit einigen Jahren diesbezüglich große Anstrengungen und Ambitionen.

In der Seestadt Aspern befindet sich seit 2015 die erste gemanagte Einkaufsstraße Österreichs. Eine eigene Gesellschaft, ein Joint Venture aus der Spar-Tochter SES und der Wien 3420 Aspern Development AG, mietet dort Geschäftsflächen von den Bauträgern an und vermietet sie an Händler, Dienstleister und Gastronomen weiter. Das funktioniert ganz passabel, allerdings werden nicht alle Geschäfte in der Seestadt so gemanagt, sondern nur die in der sogenannten "roten Zone".

Die Shops in der "blauen Zone" müssen von den Bauträgern selbst vermietet werden, wobei es dann aber "verbotene" Branchen gibt, was die Sache etwa schwierig macht. Das Konzept wurde heuer aber insofern etwas aufgeweicht, als die Einkaufsstraßen GmbH einen Shop in der blauen Zone selbst anmietete und nun an einen Optiker untervermietet – "weil die Leute das wollten und weil es schräg gegenüber von der Augenärztin einfach Sinn macht", erläutert Alexander Kopecek, Vorstand der Wien 3420 sowie der Einkaufsstraßen GmbH.

Pizzeria fürs Nordbahnviertel

Im Nordbahnviertel im zweiten Bezirk, genauer gesagt in der Bruno-Marek-Allee, macht man es seit 2018 ähnlich. Dort tritt die Nordbahnviertel Service GmbH, die im Eigentum von Privatpersonen steht, als Zwischenmieterin auf. Geschäftsführerin ist Monika Hohenecker, sie sucht aktuell Shopmieter vor allem für den zweiten Teil der Geschäftsstraße, den in Bau befindlichen westlichen Teil. Gespräche mit Mietinteressenten laufen, wobei man mit einem Drogeriemarkt und einer Apotheke schon recht weit sei.

Gesucht werden derzeit zwei Gastronomen – für eine Pizzeria und ein Lokal mit österreichischer Küche –, denn die Kreuzung Bruno-Marek-Allee und Schweidlgasse soll ein Gastro-Hotspot werden. Auf der Ostseite befinden sich hier bereits eine Noodle-King-Filiale und die Bäckerei Gragger-Chorherr. Für den Westteil wünscht sich Hohenecker noch eine Buchhandlung, einen Schmuck- und einen Blumenladen sowie ein Schreibwarengeschäft. Außerdem Geschäfte aus den Segmenten Bekleidung und Schuhe.

Die gemanagte Einkaufsstraße war hier eine Auflage an die Bauträger im Rahmen des städtebaulichen Konzepts, die Nordbahnviertel Service GmbH mietet sämtliche Geschäfte an und vermietet sie weiter. Im östlichen Teil gibt es 18 Geschäfte, Gastronomie wie das Restaurant Habibi & Hawara ist ebenso darunter wie ein Fahrradshop, eine Trafik, ein Laden mit rumänischen Spezialitäten (gleich nebenan wird an einer rumänisch-orthodoxen Kirche gebaut) und eine Postfiliale.

Griss um die Flex-Spaces

Noch sind aber nicht alle Geschäfte vermietet. Um die sogenannten Flex-Spaces, Kleinflächen zwischen 22 und 40 Quadratmetern, herrschte jedoch ein Griss. In den vier Flex-Spaces im ersten Teil sind sechs Nutzer eingemietet, zwei Spaces wurden nämlich nochmals geteilt. Hier findet sich zum Beispiel ein Werkzeugflohmarkt. Auch im neuen Teil sind wieder Flex-Spaces geplant, "die Nachfrage ist absolut da".

In der Seestadt Aspern gab es vor Eröffnung der Einkaufsstraße einen Wettbewerb für innovative Konzepte, dem Sieger winkte ein Lokal für drei Jahre mietfrei. Gewonnen hat der Fahrradshop "United in Cycling", ein Fahrradhändler samt Werkstatt, der mit dem Konzept des "mitwachsenden Rades" für den Stadtteil mit vielen Jungfamilien überzeugte. Mittlerweile sind die drei Jahre vorbei, und "United in Cycling" belegt nun sogar drei Flächen in der Seestadt, worauf Kopecek sehr stolz ist: ein Geschäft für Erwachsene, eines für Kinder und eine Werkstatt. Das Geschäft unmittelbar bei der U-Bahn-Endstation ist auch ein Café mit kleinem Schanigarten.

Lokale im Seeparkquartier

Das schon fast fertige Seeparkquartier (zwei Gebäude fehlen noch) bei der U-Bahn, dessen große asphaltierte Flächen manche Bewohner zunächst etwas verstörten, ist mittlerweile durchaus belebt. Auch hier wird im November ein Habibi & Hawara eröffnen, ein asiatisches Restaurant hat im Sommer aufgesperrt, eine dm-Filiale erst kürzlich. Manche Flächen waren aber schwer vermittelbar, insbesondere in Corona-Zeiten. Das Segment Bekleidung/Schuhe wollte man eigentlich auch hier ansiedeln, Kopecek meint aber, das werde noch ein wenig dauern. Eine größere Geschäftsfläche im "Mischa"-Projekt der EGW Heimstätte wird demnächst mit einem "Angebot für junge Familien" bespielt.

Generell habe man darauf geachtet, dass die Einkaufsstraßen GmbH im Seeparkquartier die etwas schwierigeren Flächen übernimmt, damit es den Bauträgern leichter fällt, Flächen in Toplage in der blauen Zone selbst zu vermieten. Im Holz-Hochhaus "HoHo" gehört etwa nur die Ströck-Filiale zur roten Zone. Weitere Erdgeschoßflächen im Bauteil HoHo Next werden vom Bauträger Cetus direkt vergeben. Neuroth hat hier eine Filiale, nach Hansaton schon der zweie Hörakustiker im Seeparkquartier.

Eine große Fläche mit 220 m² in einem Buwog-Gebäude steht nun aber auch schon seit einem Jahr leer – dort sollte eigentlich eine moderne Postfiliale einziehen. Wann kommt sie? Nun, das sei noch nicht hundertprozentig fixiert, sagt Kopecek – er hofft aber auf das erste Halbjahr 2021. (Martin Putschögl, 13.10.2020)