Beim ersten TV-Duell Ende September beleidigten sich US-Präsident Donald Trump und Herausforderer Joe Biden mehrmals.

Foto: AFP / Jim Watson / Saul Loeb

Washington – Das zweite TV-Duell im US-Präsidentschaftswahlkampf zwischen Amtsinhaber Donald Trump und seinem Herausforderer Joe Biden ist abgesagt worden. Die für den 15. Oktober vorgesehene Veranstaltung werde nicht ausgetragen, teilten die Organisatoren am Freitag mit. Sie wollen sich nun ganz auf die Vorbereitung der letzten Debatte konzentrieren, die für den 22. Oktober vorgesehen ist.

Die Organisatoren hatten beschlossen, das zweite Duell zum Schutz vor einer Ansteckung mit dem Coronavirus virtuell auszutragen, nachdem Trump vor einer Woche mitgeteilt hatte, er sei positiv getestet worden. Die Kandidaten sollten von unterschiedlichen Orten aus zugeschaltet werden, statt wie eigentlich üblich gemeinsam auf einer Bühne zu stehen. Trump lehnte das neue Format ab und erklärte, er werde unter solchen Bedingungen nicht teilnehmen.

Ansteckungsgefahr ungewiss

Das erste Duell Ende September war chaotisch verlaufen. Die beiden Bewerber beleidigten sich mehrfach gegenseitig, und vor allem Trump war Biden immer wieder ins Wort gefallen. Nur wenige Tage später machte der Präsident seine Corona-Infektion öffentlich. Nach drei Nächten im Krankenhaus war er vergangenen Montag ins Weiße Haus zurückgekehrt. Am Donnerstag erklärte sein Leibarzt Sean Conley, die Behandlung des Präsidenten sei abgeschlossen. Am Freitagabend sagte Trump dem Sender Fox News, er fühle sich "richtig stark". Er sei auf das Virus erneut getestet worden. Zum Resultat äußerte er sich allerdings nicht. Damit blieb fraglich, ob der Republikaner noch ansteckend ist.

Am Samstag will der US-Präsident bereits wieder eine Veranstaltung im Weißen Haus abhalten. Laut einem Regierungsvertreter will Trump bei einer Rede über "Recht und Ordnung" sprechen. Nach Angaben von US-Medien wurden rund 2.000 Personen eingeladen. Trump wolle sich vom Balkon des Weißen Hauses an sie wenden. Die Teilnehmer sollen demnach strikt Masken tragen müssen. In den vergangenen Wochen fielen Trumps zahlreiche Wahlkampfauftritte dadurch auf, dass viele der Zuschauer weder Mundschutz trugen noch Abstand hielten.

Eine ebenfalls für Samstag geplante Wahlkampfveranstaltung in Florida ist jedoch auf Montag verschoben worden.

Clintons E-Mails sollen öffentlich werden

US-Außenminister Mike Pompeo kündigte währenddessen unter Druck von Trump an, E-Mails der demokratischen Ex-Außenministerin Hillary Clinton zu veröffentlichen. "Wir werden diese Informationen herausbringen, damit das amerikanische Volk sie sehen kann", sagte Pompeo dem Sender Fox News am Freitag (Ortszeit). Trump hatte Pompeo vorgeworfen, alte E-Mails seiner früheren Wahlgegnerin Hillary Clinton aus ihrer Zeit als Außenministerin nicht zu veröffentlichen.

"Ich bin aus diesem Grund nicht zufrieden mit ihm", hatte Trump zuvor geäußert. Hintergrund ist eine Affäre über die Nutzung privater E-Mail-Server durch Clinton, als sie Außenministerin war. Trump erklärte, Clinton solle wegen der E-Mails inhaftiert werden.

Private Server genutzt

"Ich bin sicher, dass es vor der Wahl noch mehr zu sehen geben wird", sagte Pompeo zum Zeitpunkt der Veröffentlichungen. "Hillary Clinton hätte das nie tun dürfen. Es war ein inakzeptables Verhalten", betonte der Außenminister. Eine Beauftragung seiner Mitarbeiter, sich mit den E-Mails einer seiner Vorgängerinnen zu beschäftigen, würde höchstwahrscheinlich Kontroversen auslösen. Nach einem Gesetz von 1939 sind den Angestellten auf Bundesebene die meisten politischen Aktivitäten untersagt.

Clinton hatte zugegeben, dass sie von 2009 bis 2013 einen privaten E-Mail-Server benutzte. Untersuchungen ergaben jedoch, dass sie nachlässig gehandelt habe, aber keine kriminelle Absicht vorlag. Der Streit um die Nutzung von privaten E-Mail-Servern prägte den Wahlkampf 2016, in dem Clinton am Ende die Abstimmung gegen Trump verlor.

Thunberg für Biden

Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg will, dass dieses Mal Trump verliert. Sie hat die US-Bürger zur Wahl von Biden aufgerufen. "Ich mische mich nie in die Parteipolitik ein. Aber die kommende US-Wahl geht weit darüber hinaus", schrieb sie am Samstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Auch wenn Bidens Versprechen in der Klimapolitik nicht weit genug gingen, sei er verglichen mit US-Präsident Donald Trump die bessere Wahl.

"Organisiert euch einfach und seht zu, dass alle Biden wählen", fügte die 17-Jährige hinzu. Trump äußert immer wieder Zweifel am menschengemachten Klimawandel. Thunberg musste sich wiederholt Spott von ihm gefallen lassen. (APA, red, 10.10.2020)