Flott unterwegs: Valtteri Bottas.

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Nürburgring – Bei laut Mercedes-Teamchef Toto Wolff "baltischen Temperaturen" am Nürburgring lief Valtteri Bottas im Qualifying für das Formel-1-Rennen am Sonntag zur Bestform auf. Der Finne nahm seinem Mercedes-internen Rivalen Lewis Hamilton am Samstag auf seiner letzten Runde 0,256 Sekunden ab und flog damit zu seiner 14. Karriere-Pole-Position. Die Performance der plötzlich zwei deutschen Fahrer konnte die Herzen der an der Strecke in Rheinland-Pfalz erlaubten Fans nicht erwärmen.

Hinter dem Mercedes-Duo, das auch das elfte Qualifying in dieser Saison dominierte, reihten sich Max Verstappen im Red Bull und Ferrari-Mann Charles Leclerc ein. Verstappen hatte bis zur letzten Runde von Bottas mehr als gut mitgehalten und im Red-Bull-Lager Hoffnungen auf die erste Pole in diesem Jahr genährt. Am Ende zauberte Bottas allerdings einen Umlauf aus dem Hut, mit dem die wenigsten gerechnet hätten.

"Es ist so ein schönes Gefühl, wenn man es auf der letzten Runde hinbekommt", jubelte der 31-Jährige aus Nastola am Südrand der finnischen Seenplatte. "Es war schwierig heute, wir hatten nur ein kurzes Training, die Reifen genau auf Temperatur zu bringen." Am Freitag waren beide Freien Trainings wegen dichten Nebels abgesagt worden.

In allen drei Sektoren war Bottas letztlich der Schnellste. "Wir haben uns in der Box auch alle angeschissen, wie er da eine letzte Runde rausgehaut hat – unglaublich. Und auch, dass wir auf Eins und Zwei stehen vor dem Red Bull, der eigentlich der schnellere war in den anderen Sessions, ist wirklich unglaublich", sagte Mercedes-Chef Wolff im ORF-Interview unverblümt. "Valtteri bringt einfach den Reifen besser auf Temperatur, wenn es so kalt ist, beziehungsweise wenn der Asphalt sehr glatt ist. Das hat sich heute auch wieder gezeigt."

Hamilton wollte vor dem offiziell als Grand Prix der Eifel firmierenden Rennen noch in sich gehen. "Ich muss mich zusammenreißen", meinte der Brite, der seinen 91. Sieg realisieren will. Damit würde er mit Rekordhalter Michael Schumacher gleichziehen.

Verstappen zufolge ist Red Bull dem Mercedes im Vergleich zu den Rennen davor deutlich nähergekommen. "Ein bisschen bin ich enttäuscht, aber ich kann trotzdem zufrieden sein", betonte der seit kurzem 23-jährige Niederländer. "Es ist eine Strecke, die Spaß macht. Ich freue mich, morgen zu zeigen, was ich kann."

Vettel weiter hinterher

Sebastian Vettel kam vor dem Heim-Grand-Prix im zweiten Ferrari nicht über den elften Platz hinaus. "Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr. Jetzt können wir uns die Reifen aussuchen, vielleicht gar nicht so schlecht", sagte der Deutsche. "Hoffentlich wird das ein Vorteil für uns sein, nicht mit dem weichen Reifen losfahren zu müssen. Aber es ist auch ziemlich kalt, also es kann auch sein, dass es gar nicht so sehr einen Vorteil gibt."

20. und damit Quali-Letzter war sein Landsmann Nico Hülkenberg, der für den mit einer Magenverstimmung erkrankten Lance Stroll ohne jegliche Vorbereitung das Steuer des zweiten Racing Point übernahm. "Alles andere als der Rennsieg wäre eine Enttäuschung, ehrlich gesagt", scherzte der Rheinländer im TV-Interview.

Bereits Anfang August in Silverstone war Hülkenberg bei Racing Point für zwei Rennen eingesprungen, damals für den positiv auf das Coronavirus getesteten Sergio Perez. Der Mexikaner belegte am Samstag den neunten Platz. Alexander Albon war im zweiten Red Bull Fünfter, dahinter folgte das Renault-Tandem Daniel Ricciardo und Esteban Ocon sowie Lando Norris im McLaren. (APA, 10.10.2020)

Großer Preis der Eifel auf dem Nürburgring, 11. von 17 Läufen zur Formel-1-WM 2020, Qualifying, eine Runde = 5,148 km:

1. Valtteri Bottas (Finnland) Mercedes 1:25,269 Minuten
2. Lewis Hamilton (Großbritannien) Mercedes 1:25,525

3. Max Verstappen (Niederlande) Red Bull-Honda 1:25,562
4. Charles Leclerc (Monaco) Ferrari 1:26,035

5. Alexander Albon (Thailand) Red Bull-Honda 1:26,047
6. Daniel Ricciardo (Australien) Renault 1:26,223

7. Esteban Ocon (Frankreich) Renault 1:26,242
8. Lando Norris (Großbritannien) McLaren-Renault 1:26,458

9. Sergio Perez (Mexiko) Racing Point-Mercedes 1:26,704
10. Carlos Sainz jr. (Spanien) McLaren-Renault 1:26,709

11. Sebastian Vettel (Deutschland) Ferrari 1:26,738
12. Pierre Gasly (Frankreich) AlphaTauri-Honda 1:26,776

13. Daniil Kwjat (Russland) AlphaTauri-Honda 1:26,848
14. Antonio Giovinazzi (Italien) Alfa Romeo Racing-Ferrari 1:26,936

15. Kevin Magnussen (Dänemark) Haas-Ferrari 1:27,125
16. Romain Grosjean (Frankreich) Haas-Ferrari 1:27,552

17. George Russell (Großbritannien) Williams-Mercedes 1:27,564
18. Nicholas Latifi (Kanada) Williams-Mercedes 1:27,812

19. Kimi Räikkönen (Finnland) Alfa Romeo Racing-Ferrari 1:27,817
20. Nico Hülkenberg (Deutschland) Racing Point-Mercedes 1:28,021 (SID)