Paris – Im Damen-Tennis ist am Samstag ein neuer Stern aufgegangen. Die Polin Iga Swiatek behielt bei ihrer Finalpremiere auf der Tour die Nerven und holte dank eines 6:4, 6:1-Siegs bei den French Open über die als Nummer vier gesetzte US-Amerikanerin Sofia Kenin ihren ersten Titel gleich bei einem Grand-Slam-Turnier. "Ich bin einfach nur stolz auf mich, habe in den vergangenen zwei Wochen einen großartigen Job gemacht", sagte die 19-jährige Polin.

Pressekonferenz nach dem Triumph.
Roland Garros

Keinen Satz und nur 23 Games hatte die Weltranglisten-54. auf dem Weg ins Endspiel abgegeben, dabei auch Vorjahresfinalistin Marketa Vondrousova und die topgesetzte Simona Halep in die Schranken gewiesen. "Ich habe es nicht erwartet, den Titel zu gewinnen. Es ist einfach unglaublich und ein Erlebnis, das mein Leben verändern wird", sagte Swiatek. "Ich brauche etwas Abstand und Zeit, um das alles zu verarbeiten."

Sprung auf Rang 17

Gelohnt hat sich der Triumph auch finanziell, durfte sie sich doch über ein Preisgeld von 1,6 Millionen Euro freuen. Damit sammelte sie auf einmal um einiges Geld mehr ein, als sie zuvor in ihrer Karriere verdient hatte. Am Montag wird sie in der Weltrangliste den Sprung von Position 54 auf 17 schaffen. Damit klopft wieder einmal ein Jungstar an die Top Ten an.

Swiatek konnte sich an anderen Akteurinnen ein Beispiel nehmen. Die Japanerin Naomi Osaka triumphierte erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier im September 2018 bei den US Open mit 20 Jahren. Dort kam auch die Kanadierin Bianca Andreescu ein Jahr später mit 19 zu ihrem ersten großen Titel. Kenin war bei ihrem Erfolg bei den Australian Open Anfang des Jahres auch erst 21.

Über den Dächern von Paris.
Foto: APA/AFP/Samson

"Das war schon inspirierend. Man weiß, dass es keine Grenzen gibt. Auch wenn du noch jung und ein Underdog bist, kannst du im Tennis viel erreichen", sagte Swiatek. Mit dem Grand-Slam-Titel hat sie etwas erreicht, was ihre Landsfrauen und Landsmänner nicht geschafft haben. Als erfolgreichste Tennisspielerin Polens will sie sich aber noch nicht bezeichnen.

"Ich bin mir bewusst, dass ich Geschichte geschrieben habe. Aber Radwanska hat viel auf der Tour erreicht und war über viele Jahre auf höchstem Level tätig. Der Platz als beste Spielerin aller Zeiten gehört noch ihr", verlautete die jüngste Paris-Siegerin seit Monica Seles 1992. Die 2018 zurückgetretene Agnieszka Radwanska hielt sich über Jahre in der Weltspitze, 2012 stand die 20-fache Turniersiegerin im Wimbledon-Finale.

Lust auf Konstanz

In diese Sphären will auch Swiatek, die in Paris im Doppel-Halbfinale war, einmal eintauchen. Dafür sei es wichtig, in Zukunft konstant auf hohem Niveau zu agieren. "Im Damen-Tennis gibt es so viele neue Grand-Slam-Siegerinnen, weil wir nicht so konstant sind wie Rafael Nadal, Roger Federer oder Novak Djokovic. Deshalb ist es mein großes Ziel, konstant auf hohem Niveau zu performen", sagte die gebürtige Warschauerin.

Immer in Händen: der Pokal.
Foto: APA/EPA/Dubreuil

Nicht so schwer war es, den Titel zu fixieren, nach 1:24 Stunden war der Erfolg in der Tasche. "Ich habe mich auf meine Technik fokussiert und Ball für Ball gespielt. Ich habe mich nicht damit befasst, ob ich gewinnen oder verlieren werde", analysierte Swiatek.

Kenin konnte nur im ersten Satz mithalten, stand dann auch verletzungsbedingt auf verlorenem Posten. "Ich will das nicht als Ausrede hernehmen, sie hat großartig gespielt", sagte die Nummer sechs der Welt.

Enttäuschung sei natürlich da. "Allgemein ist es aber ein gutes Resultat für mich. Ich nehme das Positive mit", betonte die 21-Jährige. Siegerin bei den Australian Open, Achtelfinale bei den US Open und Endspiel in Paris sind eine starke 2020-Major-Bilanz. (APA, 11.10.2020)