Ließ sich nach der Hochrechnung in der Runde der Mitbewerber nicht in die Karten schauen: Michael Ludwig.

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Eine Nebensache vorneweg: Niemandem, wirklich niemandem wären die jubelnden Parteifunktionärinnen und Parteifunktionäre, die in Fernsehinterviews hineingrölen, abgegangen. Doch auch wenn sie diesmal aus dem traurigen Grund einer Pandemie mit Masken und ohne Taferln eher still im Hintergrund standen: Einige ließen sich am Wiener Wahlnachmittag und -abend auf ORF 2 doch dazu hinreißen. Etwas gedämpft – aber nur wegen des Stoffs vor dem Mund – kam das Hurra bei den Neos. Schwermütig fest war das Geklatsche der Gefolgsleute von Heinz-Christian Strache. Fast alle hatten sie hellblaue Wegwerfmasken aufgesetzt – zumindest jene, die im Bild zu sehen waren und die das auch wussten.

Wie ein Team von Chirurgen standen sie hinter Christian Höbart. Noch hoffte man für den Patienten. Wenig später, als die erste Hochrechnung um 18 Uhr über die Schirme flimmerte, war kein Puls mehr wahrnehmbar.

Im Wahlstudio saßen derweil Nadja Bernhard und Tarek Leitner vor einer Projektion, die das Rathaus noch mehr strahlen ließ als in der Adventszeit. Umhüllt von roten Nebelschwaden nahm das Bild vorweg, was erwartbar war: den Sieg der SPÖ. Deren Chef, Bürgermeister Michael Ludwig, ließ sich nach der Hochrechnung in der Runde der Mitbewerber weiterhin nicht in die Karten schauen. Ob er es auch mit den Neos probieren würde? Abwarten, wie das endgültige Ergebnis ist. Aber er würde sich natürlich verschiedene "politische Schnittmengen" ansehen. Außer der Koalition mit der FPÖ schloss er nichts aus. Birgit Hebein dazu: "Zehn Jahre Rot-Grün, der Rücken wurde uns gestärkt." (Colette M. Schmidt, 11.10.2020)