"Der Jubel war groß, aber man hat ihn natürlich nicht gehört", berichtete ORF-Mann Patrick Budgen am Sonntagabend aus dem Wiener Rathaus. Budgen war vor den Büros des roten Gemeinderatsklubs postiert, wo Corona-bedingt keine Party stattfand, obwohl es Grund zum Feiern gab.

Die einen gewinnen und feiern leise. Die anderen verlieren nicht, weil sie nicht einmal etwas zu verlieren gehabt hätten, und realisieren es nicht. Heinz-Christian Strache legte mit seiner – abgekürzt nach weichen Drogen klingenden – Liste THC eine harte Landung außerhalb des Rathauses hin. Doch er gab sich vor dem ORF-Mikro "zuversichtlich, dass wir am Ende der Stimmauszählung die Fünfprozentgrenze erreichen" – da war seine Liste bei den Hochrechnungen bereits auf 3,6 Prozent abgerutscht.

Auf die Frage, ob das nun das Ende seiner Karriere sei, antwortete er nicht. An allfälligen Misserfolgen war für Strache die FPÖ schuld, die "eiskalt und herzlos die Spaltung der Partei herbeigeführt hat". Zu Hause im Dritten lud vielleicht ein Polster, auf den ein Fan "Vizekanzler der Herzen" gestickt hatte, zum Weiterträumen ein.

Finanzminister Gernot Blümel freute sich vor der Kamera über satte Gewinne, "unsere Oppositionspolitik" und "den Kampf um jedes Prozentpunkterl". Einige der Punkterln gingen vielleicht an die Neos. "Wir haben schon im Wahlkampf Haltung bewiesen bei Themen wie Moria und Menschlichkeit", betonte deren Spitzenmann Christoph Wiederkehr, der nach Blümel am Wort war. In eine Koalition gehe er nur, "wenn sich wirklich etwas verbessert für Wien, sonst braucht es uns nicht". (Colette M. Schmidt, 11.10.2020)