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Megatrends wie Digitalisierung oder Infrastruktur haben Investoren lange Zeit in die gleiche Richtung getrieben. Bei einigen Themen ändert sich diese aber durch die Corona-Pandemie.

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Die Corona-Pandemie zeigt uns seit Monaten, dass die Gegebenheiten, wie wir sie bisher kannten, in vielen Bereichen so nicht mehr sind. Homeoffice, unterbrochene Lieferketten, Lockdown – nichts geht mehr. Was bedeutet das für die Megatrends, in die Anleger ihre Hoffnungen gesetzt haben? Und wo tun sich neue Chancen auf?

Frage: Was sind Megatrends?

Antwort: Unter diesem Schlagwort werden jene Neuerungen zusammengefasst, die bisherige Entwicklungen neu definieren. So hat das Smartphone die Art wie wir leben, arbeiten und kommunizieren nachhaltig verändert. Wer als Anleger davon profitieren wollte, hat auf Smartphonehersteller, Chiplieferanten und andere Zulieferer gesetzt.

Frage: Ist der Bereich Kommunikation/Digitalisierung jetzt kein Megatrend mehr?

Antwort: Doch. Aber das Thema hat sich verändert. Auch Smartphonehersteller haben rasch und deutlich gespürt, wie schnell die Produktion eng wird, wenn Zulieferketten nicht mehr just in time laufen. Ebenso wie Chiphersteller, die nicht produzieren konnten. Dafür sind neue Themen hinzugekommen. Etwa die Technologie für das Homeoffice oder die Nutzung von neuen Kommunikationstools.

Frage: Warum sind denn bisherige Megatrends unter Druck?

Antwort: Weil die Corona-Pandemie die Welt verändert. So haben wir etwa gesehen, wie abhängig wir in einigen Bereichen geworden sind.

Frage: Was ist die Folge davon?

Antwort: Wir werden die Welt in einigen Bereichen neu denken. Automatisierung war bisher in vielen Unternehmen schon ein großes Thema. Hier wird sich der Trend wohl noch verstärken. Unternehmer werden nach Lösungen suchen, um ihre Abhängigkeit von menschlicher Arbeitskraft weiter zu senken. Automatisierung in der Produktion oder Logistik wird damit noch mehr in den Fokus rücken. Bei anderen bisherigen Trends wird sich der Fokus verlagern.

Frage: Gibt es dafür ein Beispiel?

Antwort: Ein Beispiel ist der Sektor Pharma und Health-Care. Schon bisher war das ein starker Trend, weil immer mehr Menschen – vor allem ältere – in ihre Gesundheit und in die diesbezügliche Vorsorge investiert haben. Der Bereich hat nun aber seinen Fokus erweitert. Weltweit wird nach einer Lösung gesucht, wie das Coronavirus behandelt und besiegt werden kann. Die raschere Heilung von neu auftretenden Viren wird in diesem Sektor Thema bleiben. Künstliche Intelligenz (KI) wird hier jetzt mehr ins Licht rücken, weil KI auch in der Bioinformatik genutzt wird, um die RNA-Sequenzen von Covid-19 zu analysieren. Das hilft, um Behandlungen oder eine Medikation zu entwickeln. Viren und deren Ausbreitung schneller zu entdecken, um künftig besser reagieren zu können, wird ebenfalls mit KI-Technologien unterstützt werden.

Frage: Welcher Trend wird sich neu definieren?

Antwort: Bisher waren wir es gewohnt, dass wir tun und lassen konnten, was wir wollten. Der Megatrend Individualisierung war stark egoistisch geprägt. Die Möglichkeiten dafür waren ja da. Reisen ist nun aber etwas, das Sanktionen unterliegt, Grenzen werden geschlossen, Gesundheitsatteste gefordert. Andererseits hat der Lockdown ein neues Wir-Gefühl erzeugt, das zur Wir-Kultur werden könnte. Auf Regionalität wird mehr geachtet, Händler in der Umgebung werden unterstützt. Das wiederum könnte die Themen Umwelt und Klimaschutz beflügeln. Bewusster und nachhaltiger zu leben, war ja vor Corona schon eine große Hoffnung. (Bettina Pfluger, 13.10.2020)